„Ich höre Stimmen und bin froh darüber“

■ Die Tagesklinik Reinickendorf hilft Menschen, die „Stimmen“ hören

Berlin wird zur ersten deutschen Stadt, in der ein Erfahrungsaustausch für Menschen stattfindet, die unter dem Phänomen des „Stimmen hören“ leiden. Unter der Leitung von Frau Diplompsychologin Dr. Ursula Plog soll in der Tagesklinik Reinickendorf Betroffenen die Möglichkeit gegeben werden, sich gegenseitig durch Ratschläge und Informationen im Umgang mit den „Stimmen“ zu helfen. Da dieses Vorhaben in Deutschland bis jetzt einmalig ist, können Frau Plog und ihr Team auf wenig Erfahrungen zurückgreifen. Nur in den Niederlanden gibt es etwas Vergleichbares. Dort ist 1987 der Psychiater Prof. Romme in einer Talkshow des Fernsehens mit einer Patientin aufgetreten, die selber stark unter dem Phänomen litt. Ihrem Aufruf an andere Menschen, die ebenfalls Stimmen hören, sich bei ihnen zu melden, folgten über 700 Menschen. Einige von ihnen veranstalteten später einen Kongreß, bildeten Selbsthilfegruppen oder hielten Vorträge für Bedienstete in Psychiatrischen Anstalten.

Der Berliner Psychologin geht es vor allem um Menschen, die den Umgang mit ihren Stimmen bereits gelernt haben. Sie will mit ihnen zusammen das Thema aus der Tabuzone herausholen und Menschen helfen, die schwer unter den „akustischen Halluzinationen“ leiden. Die meisten von ihnen sind in psychiatrischer Behandlung und werden mit Medikamenten versorgt. Bei einigen erzielen diese aber keine Wirkung. Für sie bleibt nur das Lernen, mit den „Stimmen“ zu leben. Das Reinickendorfer Team will versuchen, ihnen das durch gemeinsames erfahren ihrer Situation zu erleichtern. In den Niederlanden hat es gute Erfahrungen gegeben und nun hofft man in Berlin auf ähnliche Ergebnisse, die eine niederländische Patientin so formulierte: „Ich höre Stimmen und ich bin so froh darüber. Sie bereichern mein Leben.“

Menschen, die „Stimmen hören“ und mit ihnen umgehen können, melden sich bitte in der Tagesklinik Reinickendorf unter Telefon 495 90 74., montags bis freitags, 9 bis 16 Uhr.

Thorsten Preuß