Kunst bedient Computer

■ Sonderausstellung „Kunst und Technologie“ auf der BremTec

Keine/r kommt dran vorbei, du nicht, ich nicht, Herr Nixdorf nicht und auch nicht der ranke Chefeinkäufer von Xerox: Wer sich die BremTec im HiTechnopark der Uni Bremen ansehen will, muß die Kunst wahrnehmen, die die heimatlose Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK) aufgehängt hat. Seit das Museum Weserburg überaus zäh seiner Vollendung im Sommer nächsten Jahres entgegenwächst, hat die GAK keine Ausstellungsräume mehr mehr und nutzte die sich bietende Gelegenheit, BremKunst zu zeigen. „Kunst und Technologie“ titelt man und meint HiTec und zeigt, was Bremer bildenden KünstlerInnen an Scanner und Plotter einfällt. Und weil Soft-und Hardware sooo teuer sind, wäre es durchaus im Sinne der Ausstellenden, wenn die Herren Xerox und Nixdorf auf die Idee kämen, solche Kunst zu Nutzen und Frommen beider Seiten zu sponsern.

„Computerkunst“ ist ein Wort, das der GAK-PRler Frank Albrecht nicht liebt, weil es an diese eiligen GrafiklaborantInnen erinnert, denen bisweilen Buntes und Gefälliges zwischen Logo-und Anzeigenproduktion gelingt. „Kunst mit dem Computer“ gefällt ihm besser: Subjekt ist die KünstlerIn, und das können alle hier Versammelten unter Beweis stellen, da sie nebenher auch „manuell“ tätig sind.

Irmgard Dahms benutzt Elektrohirne, wie sie ihr über den Weg laufen, probiert alles aus und irritiert das System durch fehlerhafte Bedienung: Aus ägyptischen Hieroglyphen werden filigran gemusterte farbige Grafiken, die wie Tapisserie-Vorlagen wirken. Marikke Heinz-Hoek codiert Texte wie einen Brief van Goghs, daß es aussieht wie Blindenschrift oder eine Art Keilschrift (mit viel Geduld angeblich zu knacken: Die Eistüte bedeutet z.B. „V“). Udo Reichwald digitalisiert und verfremdet eigene Holzschnitte oder benutzt Computerbilder als Vorlage für Schnitte. Das Ehepaar Zach (Anna und Wolfgang) BitteComputer Grafik

arbeitet mit einem selbstentwickelten Plotter (für Nichtorientierte: computergesteuertes Zeichengerät), der alle möglichen Stifte und auch eine Radiernadel bewegen kann. Wolfgang Zach, der auf diese Weise ursprünglich Ideen von kinetischen Objekten visualisierte, entdeckte den Reiz solcher Studien, insbesondere die übermenschliche Exaktheit, mit der sich Kopfbilder realisieren lassen.

Es sind in Bremen noch wenige KünstlerInnen, die für ihre Kunst Computer bedienen (?), sie spüren jede Menge Vorbehalte gegenüber solcher Kunst. Magere Möglichkeiten des Laserdrucks bestehen in Angestelltenkammer und HfK, die hohe Kunst der Bildverarbeitung steckt noch in den Kinderschuhen. Frau Dahms stört das nicht; sie interessiert sich dafür, welchen Widerstand „dieses Ding“ ihr entgegensetzt und was sie ihm „abringen“ kann: das Unkalkulierbare. Der Computerfreak Zach setzt auf Planung, fordert Beherrschung der Technologie („lernen wie Schreibmaschine schreiben“). Von Binnengefahren des Mediums will kein/e was wissen: Das Blendende der Computerästhetik, das Glatte, das viele Geld dahinter, das flotte Sponsoring. Es sei eine Kunst wie jede andere, es zähle einzig das Ergebnis. (bis Samstag) Bu