Fehlt Pieroth Energie?

■ Atomstromkonzern PreussenElektra steigt beim Energiekombinat ein / Magistrat ist hilflos, Pieroth lustlos

Ost-Berlin. Das Energiekombinat Berlin (EKB), das Ost-Berlin mit Strom, Gas und Wärme versorgt, gerät in private Hände und der Magistrat schaut hilflos zu. Obwohl die Ostberliner Stadtregierung dagegen ist, soll der größte westdeutsche Atomstromproduzent, das Hannoveraner Energieunternehmen PreussenElektra, beim EKB einsteigen. Das bestätigte gestern ein Sprecher von Umweltminister Steinberg (CDU), der heute in der Volkskammer über seine Verhandlungen mit drei westdeutschen Stromkonzernen berichten wird.

Ein Einstieg des „Stromgiganten“ beim EKB werde „Riesenprobleme“ schaffen, fürchtet Magistratssprecher Hoßbach. Aufgrund der schlechten Westberliner Erfahrungen mit der eigenwilligen Aktiengesellschaft Bewag wollten sich SPD und CDU in Ost-Berlin eigentlich einen größeren Einfluß auf das Unternehmen sichern und das EKB in einen Eigenbetrieb verwandeln - so steht es zumindest in der Koalitionsvereinbarung. Trotzdem steht der Magistrat jetzt laut Hoßbach „relativ hilflos da“. Noch sei allein die DDR -Regierung für die Zukunft des Kombinats verantwortlich. Erster Schritt zur Privatisierung des EKB ist die von der Kombinatsleitung betriebene Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Zum Stichtag am 30.Juni werde man diese Umwandlung bei der Treuhandanstalt beantragen, erklärte auf taz-Anfrage gestern Dieter Barth, ehemals Generaldirektor und heute Geschäftsführer des Unternehmens.

Wirtschaftsstadtrat Elmar Pieroth (CDU), der für Energiefragen zuständig ist, findet diesen Schritt nicht weiter schlimm. „Anschließend“ könne man den Betrieb ja immer noch in einen Eigenbetrieb verwandeln, sagte der Stadtrat gestern zur taz. Des CDU-Politikers unbekümmerte Seelenruhe erregte am Dienstag Anstoß im Magistrat. Als Pieroth in der Sitzung den Stadtratskollegen über die Zukunft des EKB Rede und Antwort stehen sollte, glänzte er mal wieder - durch unentschuldigte Abwesenheit. Das habe ihm, so berichten Teilnehmer der Sitzung, eine erneute schwere Rüge von Oberbürgermeister Schwierzina eingetragen. Pieroth selbst freilich streitet das rundweg ab: Die taz sei einfach „falsch informiert“.

hmt