Runter kommen sie immer

 ■ S T A N D B I L D

(Der Absturz, Di., ZDF 19.25 Uhr) Genau zwei Jahre ist es her, seitdem im Elsaß ein nagelneuer Airbus A-320 den Wald von Habsheim rasierte und in Flammen aufging. Das modernste Flugzeug der Welt, der erste vollelektronisierte, zum Techno -Wunder hochgejubelte Flieger, bei dem Piloten angeblich keinen Fehler mehr machen können, lag zerschmettert im Wald und mit ihm die Sicherheitsphilosophie der Airbus-Industrie und die Hof-Berichte der Medien vom Super-Supervogel des 21.Jahrhunderts.

Jürgen Roth hat nach der Ursache für diesen Unfall gefragt. Er hat mit seiner Recherche einen Skandal untersucht, der keiner ist. Bis heute ist die systematische Vernebelung des Unfallablaufs, die Manipulation von Flugschreibern und die Entsorgung von kritischen Piloten und Untersuchungsrichtern kein Thema. Airbus-Industrie und Air-France ist es in einem mafiosen Kraftakt gelungen, die Mär vom Pilotenfehler als alleiniger Unfallursache aufrechtzuerhalten und all diejenigen zu Idioten zu erklären, die etwas anderes behaupten. Doch die Idioten werden immer mehr. Roths Kronzeuge war der erste Untersuchungsrichter Sengelin, der in aller Klarheit das Verschwinden der Flugschreiber und die Repressionen gegen seine Person offenlegte. „Wurde manipuliert?“ Sengelin: „Mit Sicherheit!“ Auch die Aussagen der Pilotengewerkschaft und der Unfallpiloten, die Einschätzung unabhängiger anderer Piloten, das Urteil der bundesdeutschen Pilotenvereinigung Cockpit und der französischen Pilotenvereinigung sind eindeutig: Für den Absturz von Habsheim sind neben menschlichen Fehlern technische Probleme beim Airbus verantwortlich. Firmeninterne Dokumente belegen die technischen Probleme der Turbinen, die in bestimmten Flugsituationen offenbar Leistungsabfall zeigten. Zweifel an der Funkiton des Höhenmessers und der akkustischen Übermittlung der Flughöhe kommen dazu. Die Sprechautomaten der Airbus-Industrie können diese Fakten nicht beiseite wischen.

Jürgen Roth ist es gelungen, überzeugendes Material zusammenzutragen, um den Unfall von Habsheim aufzuklären. Völlig unverständlich bleibt aber, warum er den Parallelfall von Bangalore nicht erwähnt. Auch in Indien war ein Airbus A -320 unter noch nicht geklärten Umständen abgestürzt, auch dort wehren sich die Piloten gegen die Alleinschuld und gegen die Behauptung, daß sie als halbwilde Dritte-Welt -Piloten für solch einen modernen Computer-Vogel zu dumm, zu wenig ausgebildet und kuturell zu rückständig seien. Auch die materielle Schlacht der Flugzeughersteller um die Milliarden-Aufträge blieb als Hintergrund für die kriminelle Energie der Airbus-Industrie im Dunkeln. Ein Airbus A-320 kostet 35 Millionen Dollar. Macht bei 400 bestellten Vögeln 14. 000.000.000 Dollar. Plus 30 Pfennig Flaschenpfand pro Vogel.

-man