: Stasi- Adressen-Liste
Da ich die von Euch geäußerten Bedenken gegenüber einer Veröffentlichung der Listen teile, sei gesagt, daß die Listen von mir und von denjenigen, an die ich sie weiterleite, ausschließlich zum Zwecke der Information genutzt werden. Rachegelüste liegen mir fern. Hingegen ist mein Wunsch nach möglichst weitgehender Aufarbeitung unserer Vergangenheit sehr ausgeprägt, zumal mich das Maß an Verdrängung derselben äußerst bestürzt und beunruhigt.
Jens Schubbe, Stralsund
Wir finden diese Offenlegung gut. Es hat sich bei uns in Schwedt gezeigt, daß die ehemaligen Stasi-Mitarbeiter an keiner Klärung in der Untersuchungskommission interessiert waren. Es ist deshalb für die Bürgerbewegung nicht möglich, die weitere Verwendung dieser Objekte zu kontrollieren.
Es geht dabei nicht um Selbstjustiz und unbeteiligte Personen zu diffamieren. Wir müssen nicht nur unsere gemeinsame Vergangenheit klären, sondern auch verhindern, daß neue Geheimdienststrukturen installiert werden, abgesehen von der Möglichkeit, diese Villen und Wohnungen als Spekulationsobjekte zu nutzen.
Wie wenig hilfreich es ist, die Vergangenheit einfach unter den berühmten Teppich zu kehren, zeigt Euer Streit in der taz. Viele sind eben doch nicht bereit, den Teil ihrer Mitverantwortung zu übernehmen und zu verarbeiten. (...)
Jens Behrmann, Schwedt/Oder
Mit taz und 'ND‘ durch die Fenster, Mauern und Wa(e)nde; Eure Idee mit der Stasi-Liste finde ich ganz riesig und auch die kluge Vermeidung randalierender „Wir-sind-das-Volk„ -Schreier mit Eurer Zeitung in der erhobenen Faust (welche Entehrung).
Jeder DDR-Bürger sollte erst mal mit der Stasi in sich selbst fertig werden, bevor er anderen den Finger in die Nase steckt. (...)
Christian, Greifswald
Den Streit um die Veröffentlichung der Stasi-Objektliste habt Ihr doch gar nicht nötig. Wenn sich so etwas wie die Stasi nicht wiederholen soll, muß jedermann wissen können, wie sie funktioniert hat. Man muß seinen Feind kennen, um ihn bekämpfen zu können, auch wenn eine direkte Wiederholung fast ausgeschlossen erscheint. (...)
Matthias Kraniger, Berlin-Biersdorf
(...) Die Bedenken Ihrerseits gegen eine Veröffentlichung, sind aus meiner Sicht verständlich, die Art des Umgangs mit der Problematik in der Vergangenheit rechtfertigt Befürchtungen. Andererseits behagt mir der Gedanke ganz und gar nicht, daß alle Zeugnisse der Tätigkeit dieses allgegenwärtigen Apperates mehr oder weniger spurlos in der Versenkung verschwinden sollen. Dieses Kapitel kann nicht einfach abgehakt werden, dazu ist auch die Verantwortung, wenigstens die unmittelbare, des einzelnen zu groß. (...)
H. Leuke
(...) und wünsche bei der Abarbeitung dieses so düsteren DDR -Geschichtskapitels viel Kraft und Durchstehvermögen.
Karin Hagen, Ilmenau
(...) Obwohl ich die Argumente „contra“ verstehen kann, ist diese Liste ein Dokument der Geschichte eines Landes, in dem ich 18 Jahre gelebt habe.
Ich denke außerdem, alle die, die mit Zorn und Rachegefühlen der Stasi gegenüberstehen, und die soweit gehen könnten, daß sie Häuser entzünden oder Bürger verprügeln, lesen die taz nicht, sondern beschimpfen sie als linkes Blatt. (...)
Kristian Möller, Jena
Danke für die großartige Möglichkeit. Ich kann Eure Vorbehalte verstehen, weil viele Menschen noch inquisitorische Ambitionen hegen. Bei uns im Kreis Boma haben wir auch Kenntnis von konspirativen Stasi-Objekten erhalten und für deren Aufdeckung gesorgt. Eure Liste gibt uns die Möglichkeit, diesbezügliche Kenntnisse zu ergänzen beziehungsweise zu überprüfen. (...)
Dr. Thomas Voigl, SPD
Ich bin für die Veröffentlichung der Listen mit Stasi -Objekten. Das ist ein historisches Dokument, das allen Leuten gezeigt werden sollte. Sie ist auch ein Beitrag gegen das allgegenwärtige Vergessen und Verdrängen! Die Möglichkeit der Eskalation von Gewalt gegen Bewohner dieser Objekte ist gegeben. Jedoch ist diese Möglichkeit heute allgegenwärtig.
H. Kelth, Dresden
Bin der Meinung, daß für eine Verarbeitung des Themas Stasi vor allem Informationen aus der näheren Umgebung wichtig sind. Weniger um persönliche „Rache“ zu nehmen, sondern um eine ähnliche totale Überwachung durch den Staat schon im Ansatz zu erkennen.
Euer Streit mit der West-taz ist prinzipiell richtig.
Tom Krüger, Wolfen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen