Zu Hülf, ihr Götter, für Berlin!

Berlin (taz) - Die große Schlacht um die deutsche Hauptstadt steht bevor - die Bataillone formieren sich, auf den Feldherrenhügeln stehen die Fernsehsessel bereit und schon sind die Plänkler ausgeschwärmt.

Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper ist wagemutig aufs Blachfeld vorgesprengt, um im Handstreich eine strategisch wichtige Position zu besetzen und die Schlacht zu beenden, bevor sie richtig begonnen hat: Schon im zweiten Staatsvertrag solle festgelegt werden, daß Berlin die neue Hauptstadt Deutschlands sei. Und schon machten Gerüchte die Runde, auch der Bundeskanzler sei dafür.

Doch was für eine Revolution gilt („Kühnheit, Kühnheit und abermals Kühnheit“ - Danton), hat nur seine Berechtigung, „wenn die Herrschenden nicht mehr können“ (Lenin). Aber noch können sie, und wie sie können! Das kleine Bonn, das ohnehin auf die Kraft des Faktischen und die Angst der Bundesbediensteten vor dem Wertverlust ihrer Grundstücke bauen kann, hat außerdem mächtige Verbündete gefunden, die sich für die Rheinstadt ins Getümmel werfen wie der Spatz in die Pferdeäpfel. Von allen Seiten tönt es: Keine Festlegung

-denn das ist undemokratisch! Der Widerstand versteift sich - nach dem ersten Treffen steht es nicht gut um Berlin. Wie wird es weitergehen, in wessen Waagschale werfen die unergründlichen Götter das Los?

mb