Heckler & Koch jetzt mit Supergewehr G11

Schwäbische Waffenfabrik präsentiert „präziseste Tötungsmaschine der Welt“ / Satte Zuschüsse aus Bonn  ■  Von Erwin Single

Stuttgart (taz)- „Das Gewehr G11 hat jetzt alle technischen Erprobungen bestanden, damit beginnt nun die Verhandlungsphase.“ Der Hauskurier des weltweit bekannten schwäbischen Kleinwaffenherstellers Heckler & Koch (H&K) hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Denn: Die Oberndorfer Waffenspezialisten haben ihren Innovationsvorsprung weiter ausgebaut und die „präziseste Tötungsmaschine der Welt“ ('The Times‘) entwickelt - aus dem Bonner Verteidigungshaushalt mit einen schönen Batzen Geld bezahlt: 84 Millionen Mark flossen für die Entwicklung; weitere 60 Millionen Mark für die Vorserienproduktion sind bereits festeingeplant. Für die Produktion sind laut der Zeitschrift 'Wehrdienst‘ sogar eine Milliarde Mark veranschlagt.

Das G11, das „neue Maßstäbe setzt“ (Originalton H&K) soll bei der Bundeswehr das schon legendär gewordene Sturmgewehr G3 bis zum Jahr 2002 ablösen. Aber auch die Nato will die neue Killerwaffe einführen. Und Rüstungsgegner befürchten, daß es nicht dabei bleibt: Aufgrund von Direktexporten und Lizenzvergaben könnte damit wie schon mit dem G3 bald auf allen Kriegschaupätzen der Welt geschossen werden.

Skrupellos wie immer preist H&K die Vorteile der neuen Wunderwaffe. Die Wirkung auf „Weichziele“ ist im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagend: durch hüllenlose Munition trete selbst bei kurzen Entferungen „im weichen Zielmedium keine Geschoßzerlegung auf“, wirbt der Firmenprospekt. Bei „harten Zielen“ kann „ein Stahlhelm deutscher Fertigung auf Entfernungen bis 600 m durchschlagen“ werden. Die englische Prospektfassung setzt noch eins drauf: „only a bullet that hits the target justifies the shot“, heißt es da. Auf die Kritik des Oberndorfer Rüstungsinformationsbüros (RIO), diese Formulierungen seien „brutal und unmenschlich“, konterte H&K-Pressesprecherin Andrea Brodbeck: Der Prospekt sei nicht mehr gültig, einen neuen gäbe es nicht.

Von der Werbung sichtlich beeindruckt scheint man aber auf der Hardthöhe zu sein, denn in der Antwort einer Anfrage der Grünen zum G11 werden die Firmensprüche fast wörtlich übernommen. „Das Gewehr G11 mit hüllenloser Munition erhöht durch Vereinfachung der Handhabung und geringes Gewicht die Treffwahrscheinlichkeit unter Einsatzbedingungen und damit die Verteidigungsfähigkeit“, schreibt Staatssekretär Willy Wimmer. Für das G11 seien bei Entwicklung und Erprobung „die Anforderungen eines künftigen Gefechtsfeldes zugrunde gelegt“ worden. Auf die Frage der Grünen, ob die Zuschüsse für das G11 nicht sinnvoller für Rüstungskonversion bei Heckler & Koch eingesetzt wären, lautete die Antwort Wimmers: „Die Bundesregierung teilt diese Ansicht nicht.“