BASF-Versammlung mit kritischen Beitönen

Alternative Aktionäre kritisieren BASF-Umwseltschmutz und fordern Geld für Zwangsarbeiter-Entschädigung  ■  Aus Ludwigshafen Rolf Gramm

Während der Vorstand der BASF auf der diesjährigen Aktionärsversammlung des Chemie-Multis in Ludwigshafen den Aktionären einen Rekordgewinn präsentieren konnte, nutzte die „Aktion Alternativer BASF-Aktionäre“ auch in diesem Jahr die Großversammlung, die Geschäftspolitik des Konzerns zu kritisieren. Über drei Milliarden Mark Gewinn hat BASF im letzten Jahr gemacht, die gesamte BASF-Gruppe gar 4,4 Milliarden Mark. Den dreieinhalbtausend anwesenden AktionärInnen schüttet der Chemieriese in diesem Jahr pro Aktie eine Dividende von 13 Mark aus, die noch um einen Bonus zum 125jährigen Firmenjubiläum von je einer Mark erhöht wird.

Daß diese Gewinne mit einer gewaltigen Belastung der Gewässer erkauft werden, darauf wies der „alternative Aktionär“ Rainer Regiert hin. Täglich lasse der Chemiekonzern 192 Tonnen Chemieabfälle mit den Abwässern in den Rhein laufen. Mit 20 Millionen Kubikmetern jährlich verbrauche das Ludwigshafener Stammwerk mehr Trinkwasser als die gesamte Bevölkerung der Stadt. Die fortgesetzte Pestizidproduktion des Chemieriesen sei mitverantwortlich dafür, daß die EG- Grenzwerte in der Trinkwasserversorgung nicht eingehalten werden.

Zu einem Eklat kam es, als Bernhard Braun für die Alternativ-Aktionäre seinen Antrag begründen wollte, aus dem Bilanzgewinn 30 Millionen Mark als Entschädigung an die ehemals über 9.000 im Ludwigshafener Werk beschäftigten Zwangsarbeiter zu bezahlen. Als Braun vor den Aktionären darauf hinwies, daß „die BASF mitgeholfen hat, Hitler an die Macht zu bringen“, entzog ihm Aufsichtsratsvorsitzender Mathias Seefelder das Wort. Das Thema von der Jubelfeier fernhalten konnten die BASF-Funktionäre damit jedoch nicht. Der Hamburger Autor Otto Köhler hatte die Dresdner Bank beauftragt, in seinem Namen auf der Versammlung den Antrag zu stellen, am 7.April 1991 eine Gedenkfeier in Auschwitz mit allen Überlebenden durchzuführen, da die BASF Häftlinge aus diesem KZ in einem ihrer Zweigwerke ausgebeutet habe.

Der Stuttgarter Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Jürgen Rochlitz, stellte den Antrag, die Hälfte des Bilanzgewinns für eine Stiftung „Altlasten der BASF“ zu verwenden. Der Chemie-Professor klärte die Aktionäre auf, daß „mit jeder Mark Dividende, die sie in der Vergangenheit eingestrichen haben, etwa ein Kilogramm problematischer Stoffe in die Umwelt gelangten und heute noch dort sind“. Als Nachfolgerin der IG-Farben habe die BASF auch Mitverantwortung für die prekäre Umweltsituation in der DDR und in Polen. Der Chemie -Konzern solle sich zu dieser Verantwortung bekennen und mit der neuen Stiftung die Reinigung und Sanierung von Böden und Gewässern ermöglichen.

Bereits am frühen Morgen standen Mitglieder der GAL Münster protestierend vor dem Versammlungssaal. Werena Rosenke, Mitglied des BuKo-Koordinierunsausschsses wies darauf hin, daß die BASF ihre Beschäftigten im brasilianischen Werk ohne die in der Bundesrepublik vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen mit dem krebserregenden Chromaten arbeiten lasse, ihnen normale gewerkschaftliche Rechte wie die Wahl eines Betriebsrats verweigere und noch nicht einmal eine Kläranlage betreibe.