DDR-Konsum bekommt Coop-Filet

■ Westberliner „Bolle„-Filialen von Konsumgenossenschaften übernommen / Weitgehende Teilverkäufe des Konzerns beschlossen / SteuerzahlerInnen übernehmen Bankverluste

Berlin/Frankfurt (taz/dpa) - Mehr als die Hälfte des schwer angeschlagenen Einzelhandels-Konzerns Coop wird verkauft. Sieben der bisher elf Milliarden DM Umsatz sollen an zahlreiche Interessenten verkauft werden. Der erste Zuschlag ging in die DDR: Der dortige Verband der Konsumgenossenschaften wird Anfang Juni die 120 Westberliner „Bolle„-Filialen kaufen. Der Preis, mindestens 240 Millionen DM, wird als Kredit von einer der beiden Coop -Eigentümerbanken kommen.

Weitere Verkäufe sollen in Kürze ausgehandelt werden. Bislang hat Coop 1.800 Läden, in denen 46.000 Beschäftigte arbeiten. An den Filialen in den Großräumen München und Stuttgart ist die Rewe-Gruppe interessiert, für die Regionen um Hamburg und Hannover gibt es drei Interessenten: Edeka, die - unabhängige - Coop Schleswig-Holstein und wiederum der Verband der Konsumgenossenschaften. Warenhäuser und Baumärkte mit 2,6 Umsatzmilliarden will der französische Handeslkonzern Promodes haben.

Das Sanierungskonzept, das am Donnerstag vom Aufsichtsrat gebilligt wurde, sieht für die Rest-Coop eine regional stark verdichtete Lebensmittelkette mit den drei Absatzgebieten Nordwest, Südwest und Süd vor. Ihre Kostenstruktur ermöglicht eine Rendite von einem Prozent. Die Immobiliengesellschaft des Konzerns, HIG, soll mit ihren Mieteinnahmen zur langfristigen Existenz der Coop-Reste beitragen, hieß es in einer Pressemitteilung.

Die bislang aufgelaufenen Coop-Verluste von zwei Milliarden sind für die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) und die Deutsche GenossenschaftBank (DG Bank) ausgesprochen attraktiv, weil sie steuermindernd geltend gemacht werden können. Die BfG, mit 67,5 Prozent beteiligt, arbeitet derzeit mit Verlust, und die DG Bank, der die restlichen Anteile gehören, hat einen Skandal nach dem anderen am Hals. Die steuermindernden Verlustvorträge bedeuten, daß letztlich die SteuerzahlerInnen für die roten Zahlen der Banken aufkommen müssen.

diba