: Bleibt der Öko-Stadtumbau eine Männerdomäne?
■ Beim ökologischen Stadtumbau gucken Frauen nach wie vor nur zu / Die AL legt nun Ideen zum Abbau dieses Mißstands vor
Berlin. Wer bislang glaubte, daß ökologischer Stadtumbau und berufsbezogene Frauenförderung zwei paar Schuhe sind, der hatte bislang damit gar nicht mal so unrecht. Neue öko -technische Berufsfelder, die zu erschließen sich der rot -grüne Senat auf die Fahnen geschrieben hat, drohen zum klassischen Förderprogramm für Männer zu degenerieren. So sieht es jedenfalls die frauenpolitische Sprecherin der AL-Fraktion, Lydia Hohenberger. In einer Broschüre, die jetzt unter dem Titel Frauen, Ökologie und Arbeit erschienen ist, entlarvt Hohenberger zusammen mit weiteren Mitstreiterinnen den ökologischen Stadtumbau als eine weiterhin männliche Domäne der Zukunft.
Denn welche Frau, so die AL-Politikerin, ist im Bereich der Umwelttechnik und im Stadt- und Landschaftsbau qualifiziert oder gar beschäftigt? Vorbehalten bleibt den weiblichen Arbeitnehmerinnen statt dessen die soziale Stadtentwicklung, sprich der Gesundheits- und Pädagogikbereich. „Auf einer Anhörung zu dieser Problematik im März dieses Jahres wurde klar, daß der ökologische Stadtumbau mit einer gezielten Frauenpolitik verbunden sein muß“, erläuterte Hohenberger in einem Pressegespräch.
Die Förderung von Mädchen in Männerberufen ist ein Teil davon. „Natürlich wollen wir nicht wieder nur Gelder an Arbeitgeber verschwenden, nur damit Mädchen als Auszubildende eingestellt werden. Der Betrieb muß auch bereit sein, 'fertige‘ Gesellinnen zu übernehmen.“ Und das klappt eben nur dann, wenn auch das Durchsetzungsvermögen von Frauen in männlichen Berufen gestärkt wird. „Schon während der Schule müssen Mädchen die Gelegenheit haben, in untypische Berufe hineinzuschnuppern“, so die ALerin. Zwei Berufspraktika, davon eines im untypischen Bereich, sollen nach Vorstellungen der AL zukünftig den Mädchen und Frauen die Angst vor Handwerk und Technik nehmen. Aber auch die Lehrkräfte sollen noch einmal die Schulbänke drücken. „Was wir an den Schulen brauchen, ist vor allem auch eine mädchengerechte Didaktik. Es ist ja erwiesen, daß Frauen einen anderen Zugangsweg zu technischen Dingen haben als Männer.“
Fortbildung, Ausbildung, vor allem aber auch Beratung und Informationen sollen künftig Frauen und Mädchen den Schritt in Richtung „Männerarbeit“ erleichtern. Ein Bildungszentrum für Frauen könnte eine solche Frauenförderung erfolgreich koordinieren, so die Vorstellung der Expertinnen, die in der Dokumentation zu Wort kommen.
„Statt kleinteiliger Projekte, die aneinander vorbeiarbeiten, wäre eine Bündelung effektiver“, meinte Hohenberger. Ein Konzept für das sogenannte Frauen-Bildungs und Servicezentrum für Handwerk und Ökotechnik wartet schon in der Schublade. Angefangen von schulischen Berufspraktika im ökologisch-handwerklichen Bereich über Fortbildungskurse bis hin zu einer Erfinderinnenwerkstatt soll das Frauenbildungsprojekt Theorie und Praxis unter einen Hut bringen.
Eine besondere Chance sieht Hohenberger in den berufstätigen Frauen aus der DDR, die wesentlich öfter in technischen und handwerklichen Berufen anzutreffen sind als ihre westlichen Nachbarinnen. „Diese Frauen könnten vielleicht ihre Erfahrungen vermitteln und im Bildungszentrum als Dozentinnen auftreten.“
Christine Berger
Die Broschüre „Frauen, Ökologie, Arbeit“ ist kostenlos bei der AL in der Badenschen Straße 29 erhältlich.
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