Alexanderplatz wieder Verkehrsknotenpunkt

■ Die 1961 stillgelegten U-Bahnhöfe unter Ost-Berlin erwachen zu neuem Leben

Berlin (taz) - Um elf Uhr eröffneten gestern West-Berlins Regierender Walter Momper, Ost-Berlins OB Schwierzina und die Schalmeienkapelle der Ostberliner Verkehrsbetriebe den (östlichen) U-Bahnhof Alexanderplatz für die U-8, deren Endbahnhöfe (Leinestraße und Paracelsusbad) im Westteil der Stadt liegen. Der „große Aufschwung des öffentlichen Nahverkehrs“ (Momper) für die „moderne, europäische Metropole“ (Schwierzina) wurde durch die Wiedereröffnung von acht der 17 seit 1961 geschlos-senen U-Bahnhöfe eingeleitet.

Hunderte von Schaulustigen drängten sich auf den bislang unzugänglichen Ebenen des Bahnhofgeländes, um die Einfahrt des ersten Zuges Richtung Leinestraße mitzuerleben. Schweißgebadet, der Ohnmacht nahe ging es dann vom Bahnsteig in den U-Bahnwagen, um dabei zu sein beim ersten Mal vom Alex in den Westen.

Dreizehn Uhr dreißig: die Stadt feiert U-Bahnfahren. Allerdings, Verwirrung schon beim ersten neueröffneten Bahnhof der Linie 6, Stadtmitte. Laut Plan sollte hier von diesem neugetünchten, in dezenten Pistazien- und Pastelltönen gehaltenen Bahnhof die Weiterfahrt zum Alexanderplatz möglich sein.

Das einzige Schild, das hier zu sehen ist, zeigt aber lediglich den Ausgang an. Nach der Auskunft des Informationsbeamten löst sich dieses Rätsel rasch auf. Der Eingang zum Stadtmitte-Bahnhof in Richtung Alexanderplatz ist „hundert Meter weiter und dann links“. Von Stadtmitte geht die Fahrt Richtung Alex. Dort drängen sich frohe Neuerkunder der bislang „verschütteten“ U-Bahnhöfe. Neben neuen Kartenschaltern stehen an jeder Ecke Auskunftsbeamte, umringt von Neugierigen, Schaulustigen, Hilfesuchenden, Kamerateams, Fotographenhorden und sekttrinkenden Feiernden. Irgendwer hat sein altes Grammophon mitgebracht und läßt „den alten Rixdorfer“ laufen.

Annette Weber