: Abgestaubt, umgeräumt: neues altes Aladin
■ Gespräch mit Ulli Bau über den Ehrgeiz des renovierten Aladin, die alte Konzert-Ära fortzusetzen, sowie über die Anwohnerschaft
taz: Es heißt, in der Diskothek Aladin hätte sich eine Menge verändert. Wenn ich mich hier so umschaue....
Ulli Bau:Der Umbau ist besser in den backstage-Bereichen sichtbar, außerdem ist der gesamte Komplex flächiger und übersichtlicher geworden. Einen weiß lackierten Schicki -Laden wollten wir ohnehin nicht, das halte ich alles für eine Modeerscheinung, und au
ßerdem ist das Geld dafür in einer vernünftigen Musikanlage viel besser angelegt.
Damit die gelegentlich auftretenden Heavy-Metal-Gruppen noch mehr Anwohner in Panik versetzen?
Also, die Probleme mit den Anwohnern kann man wohl auf den „Fall Modernes“ zurückführen. Durch das ganze Gezetere dort ist das hier erst richtig losgegangen.
Die Nachbarn schräg gegenüber beschweren sich ja nicht einmal, das sind etwa 5 Parteien, die eher in Richtung Autobahnzubringer wohnen. Damit eines klar ist, wir wollen alles andere als Konfrontation. Und wenn Bremen wirklich ein kulturelles Oberzentrum hier im Norden sein will, immerhin kommen unsere Gäste von Hamburg bis Münster, dann muß doch eine Übereinkunft möglich sein.
Was bringt ein kommerzielles Freizeitunternehmen wie das Aladin für ein sogenanntes Oberzentrum?
Neben unserem Disko-Betrieb wollen wir wieder unsere Tradition der Live-Auftritte aufleben lassen. Zwischen 1978 und Ende 1982 hatten wir ja eine Reihe bedeutender Gruppen bei uns, ich denke da an Police oder Nina Ha hierhin bitte das Portraitfoto
gen. Dazu hatten wir Jazz, Neue Deutsche Welle und Reggae. Etwa 20% der Bands kamen übrigens aus Bremen...
Das war früher...
Ja, aber jetzt soll das richtig wieder losgehen, wir filtern gerade die Tour-Angebote der Agentu
ren. Du mußt Dich erst wieder ins Geschäft bringen.
Ihr könnt bis zu 1.500 Leute unterbringen, das ist nicht wenig. Bleiben da noch Auftritts-Möglichkeiten für die hiesige Musikszene?
Na klar, die brauchen sich nur bei mir zu melden, dann schauen wir weiter. Dem „Verein Bremer Rockmusiker“ habe ich schon vor Zeiten angeboten, für ihn ein Benefiz-Konzert auszurichten.
Auch wenn Du Deine Vorhaben durchsetzen könntest, wer garantiert dann, daß nicht doch um zehn nach elf die Polizei auf der Matte steht?
Mit dem 1. Revier um die Ecke haben wir gar keine Probleme. Der Geräuschpegel ist außerhalb nicht mehr meßbar, dubiose BesucherInnen lassen wir nicht rein, bleibt also nur die Sache mit den
Anwohnern.
Bei der letzten Besprechung mit dem Ortsbeirat und der Verkehrsbehörde haben wir verbindlich zugesagt, ein Beschwerdetelephon während der Öffnungszeiten zu besetzen, ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen und für die Bürgersteigreinigung zu sorgen.
Außerdem installieren wir in drei angrenzenden Straßen verriegelbare Schranken, für die nur die Anwohner und wir einen Schlüssel bekommen.
Aber wenn auch nur ein Beschwerdeführer nicht mitmacht, dann wird das durch unzählige Instanzen gehen müssen. Um 23 Uhr können wir jedenfalls nicht schließen, dann sind wir pleite. Und das kann der Bremer Senat ja nun auch nicht wollen. Interview: Jürgen Francke
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