Philips kündigt 10.000 Entlassungen an

Eindhoven/Berlin (taz/dpa) - Der niederländische Elektro und Elektronikkonzern Philips hat nicht nur leichte Schrammen, sondern ist schwer angeschlagen. Der neue Konzernpräsident Jan Timmer gab am Montag am Stammsitz in Eindhoven seinen AktionärInnen bekannt, Philips könne in diesem Jahr zwei Milliarden Gulden (1,8 Milliarden D-Mark) Verlust machen. Die Reorganisation der verlustbringenden Sparten werde rund 2,7 Milliarden Gulden (2,38 Milliarden D -Mark) kosten. Timmer kündigte an, daß in den kommenden Monaten 10.000 Beschäftigte entlassen würden. Bedroht sind Belegschaften in Frankreich, Schweden und Kanada. Vor kurzem wurde bereits die Entlassung von 210 Beschäftigten in den Niederlanden bekanntgegeben.

Im letzten Jahr hatte Philips noch 1,3 Milliarden Gulden erwirtschaftet. Im ersten Quartal dieses Jahres jedoch schmolz der Gewinn auf nur noch fünf Millionen Gulden dahin; jeweils fast eine halbe Milliarde D-Mark Umsatzeinbrüche mußte der Konzern sowohl im Chip-Geschäft als auch bei der Computerfertigung einstecken. Die Halbleiterfertigung bringt derzeit durchschnittlich 50 Millionen Gulden Verluste im Quartal. Bei den Computern sind die roten Zahlen allein im ersten Quartal 1990 dreimal so groß. Daraufhin mußte der bisherige Philips-Chef van der Klugt im Mai seinen Hut nehmen. Nachfolger wurde der bei den niederländischen Gewerkschaften meistgehaßte Konzernsanierer Timmer.

Die ersten Sanierungsmaßnahmen sollen in der Computerfertigung eingeleitet werden. Sie stehen anschließend zum Verkauf, weil Philips in Europa nur einen Marktanteil von 2,2 Prozent hat. Nach einer Unterrichtung durch den Vorstand hatte ein Gewerkschaftsfunktionär am Freitag erklärt, diese Sparte sei derzeit „eine verfaulte Frucht, und keiner will sie haben“. Im Juni hatte der italienische Olivetti-Konzern Verhandlungen mit Philips um eine Übernahme abgebrochen.

Angekündigt wurde auch eine deutliche Senkung der Aufwendungen in der Grundlagenforschung und der Produktentwicklung.

diba