Generalstreik lähmt Südafrika

■ Mehrere hunderttausend Menschen nahmen am Montag als Protest gegen die Regierungspolitik in Natal an landesweitem Generalstreik teil / Oppositionsparteien aber über Sinn des Streiks zerstritten

Aus Johannesburg Hans Brandt

Hunderttausende forderten gestern in Südafrika durch ihre Beteiligung an einem landesweiten Generalstreik die Regierung dazu auf, die seit Jahren anhaltenden blutigen Politkämpfe in der Provinz Natal zu beenden. Bei den Kämpfen zwischen Anhängern der konservativen Zulu-Organisation „Inkatha“ und Unterstützern des „Afrikanischen Nationalkongresses“ (ANC) sind in den letzten drei Jahren mehr als 3.000 Menschen ums Leben gekommen. Die dem ANC nahestehenden Organisatoren des Generalstreiks - die Gewerkschaftsföderation „COSATU“, die „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF) und die Jugendorganisation „SAYCO“ - verbanden mit dem Streik eine Reihe von Forderungen: Aufhebung des Ausnahmezustandes in Natal, Auflösung der Polizei des Zulu-Reservats Kwa Zulu und eine Untersuchung der Rolle, die die südafrikanische Polizei in dem Konflikt spielte.

Den Streikorganisatoren zufolge waren von dem Streik mehr als 80 Prozent aller Firmen in Natal betroffen. In manchen Firmen blieben bis zu 90 Prozent aller Beschäftigten der Arbeit fern. In etlichen Regionen kam der Busverkehr zum Erliegen, da die Fahrer nicht zum Dienst erschienen. In ganz Südafrika, mit Ausnahme der Region um Kapstadt, blieben auch die Züge zwischen den schwarzen Wohngebieten und den Industrierevieren leer. In Pretoria wurde der Streik von 70 Prozent aller Arbeiter unterstützt. Die Beteiligung in der Gegend um Johannesburg schwankte dagegen zwischen 50 und 100 Prozent. Die Straßen von Johannesburg waren verödet, viele Geschäfte geschlossen. Nur in Kapstadt wurde der Streikaufruf offenbar kaum befolgt. Höchstens 20 Prozent der dortigen Arbeiter streikten.

In der Nacht zum Montag explodierten bei Johannesburg drei Bomben. Bei zwei Anschlägen auf Eisenbahneinrichtungen wurde erheblicher Sachschaden angerichtet. Leon Mellet, Sprecher des „Ministeriums für Recht und Ordnung“, sah darin einen Versuch, die Arbeiter einzuschüchtern und zum Fernbleiben der Arbeit zu zwingen. Eine dritte Bombe, offenbar von weißen Extremisten gelegt, explodierte vor dem Geschäft eines Politikers der liberalen Demokratischen Partei.

Der nunmehrige Streik leitet eine Aktionswoche ein, die auf die Situation in Natal hinweisen soll. Der ANC, der die Aktionen unterstützt, wirft der Regierung vor, den Konflikt in Natal geschürt zu haben, um die Organisation dort zu unterdrücken. Dabei wird auf die wiederholt belegte Beteiligung von Polizisten auf Seiten von „Inkatha“ hingewiesen. Zudem sind zahlreiche, sogenannte „Kriegsherren“ von Inkatha, denen verschiedene Morde vorgeworden werden, trotz stichhaltiger Indizien nie verhaftet worden.

Der Streikaufruf hatte letzte Woche allerdings zu Streitereien in Oppositionskreisen geführt, nachdem sich der „Pan-Africanist Congres“ (PAC) gegen die Aktion ausgesprochen hatte. Und sogar der UDF-Präsident in Natal, Gumede, kritisierte am Sonntag den Streikaufruf und sprach von einem wahren Geschenk für die andauernde Unnachgiebigkeit von Zulu-Führer Mangosuthu Buthelezi.