Justizminister Wünsche jetzt ohne Parteilobby

■ Umstrittener DDR-Justizminister bei den Freien Demokraten ausgetreten / Wird de Maiziere ihn als Minister halten?

Berlin (ap/taz) - DDR-Minister werden partei-, aber nicht unbedingt amtsmüde: Jetzt hat der umstrittene Justizminister Wünsche den Austritt aus dem Bund Freier Demokraten (BFD) erklärt. Ihm vorangegangen waren die DSU-Minister Diestel (Samstag) und Ebeling (Montag). Wünsche ist scharfen Angriffen wegen seiner politischen Vergangenheit als Justizminister 1967 bis 1972 unter Ulbricht ausgesetzt. In einem Rundfunkinterview schloß er immerhin einen Rücktritt auch von seinem Ministeramt nicht mehr aus. Er müsse mit Ministerpräsident Lothar de Maiziere erörtern, ob es zweckmäßig sei, angesichts der gegen ihn geführten Kampagne im Koalitionskabinett zu bleiben. Wünsche verwies zur Begründung des Austritts auf ein „eben veröffentlichtes“ programmatisches Papier der Bonner FDP, das Grundlage für die Vereinigung der liberalen Parteien in Deutschland sein solle.

Es dominiere „knallharter Wirtschaftsliberalismus nach Manchesterart“ und lasse Toleranz und die soziale Komponente vermissen.

Die Bonner FDP jubiliert. Der Mann sei eine große Belastung gewesen, sein Schritt bedeute eine „große Erleichterung des Zusammenschlusses zwischen den Liberalen aus Ost und West“, sagte FDP-Generalsekretärin Schmalz-Jacobsen.SEITE 2