Bundeswehr vom Jet bis zum Dessous

■ Verden: „Unsere Luftwaffe“ stellt sich selbst aus / Friedensbewegung kündigt ihre Proteste an

Alles hat seine Grenzen - auch die Toleranz der deutschen Bundeswehr. Als Presseoffizier Markus Werther in der vergangenen

Woche vor der lokalen Presse Werbung für die Ausstellung „Unsere Luftwaffe 1990“ machte, die am Donnerstag auf dem Gelände der Niedersachsenhalle in Verden beginnt, betonte er noch, auch kritische Äußerungen von Friedensbewegten seien ausdrücklich willkommen. Als Verdener Friedens- und Gewerkschaftsgruppen, die Grünen und etliche Sozialdemokraten die „Einladung zur Kritik“ jetzt beim Wort nehmen wollten, wurden sie vor das Tor des Ausstellungsgeländes verwiesen. Für ihr Ansinnen, eine Gegenausstellung („Kinder im Krieg“) vom christlichen Antikriegshaus Sievershausen auch in der Niedersachsenhalle aufzubauen, wurden sie „fast ausgelacht“, so die 81jährige grüne Stadträtin und Aktivistin der kirchlichen Friedensgruppe „Shalom“, Margare

te Harms. Das paßte denn doch nicht ins Programm der vom Verlust des Feindbilds bedrohten und auf Imagepflege bedachten Truppe.

Informationen „über die Sicherheitspolitik und den Auftrag der Streitkräfte“, Kontaktpflege zu Reservistenkamaradschaft und „Personalwerbung“ sei das Ziel der Luftwaffenschau, erklärte Werther gegenüber der Presse. Dabei setzen die PR -Strategen der Bundeswehr vor allem auf die Faszination der Technik, Hauptattraktionen der Ausstellung: ein „echter“ Tornado und ein Original-Alpha-Jet“. Im Rahmenprogramm kickt eine Elf der Stadtverwaltung gegen eine fußballerische Elite -Truppe der Bundeswehr.

„Knüller“ aber ist laut Werther eine Modenschau auf den Trag

flächen des Tornado-Kampf

bombers: Freiwillige führen Bundeswehrbekleidung vor, „vom piekfeinen Gesellschaftsanzug bis zur luftwaffenblauen Badehose. Natürlich auch die Dessous.“ Für die Mode potentieller Kämpferinnen (ohne Dessous) wurde etra eine Zivilangestellte angeheuert.

Für die Eröffnung des Militärspektakels am Donnerstag morgen wurden bereits Protestaktionen abgekündigt. Für den „Familientag“ am Samstag rufen zahlreiche Organisationen ab 14 Uhr am Gelände zu einer Kundgebung auf. Die Grünen haben in einer Presseerklärung gegen die Schau Stellung genommen; weitere Erklärungen von der Eltern-Kind-Initiative „Kunterbunt“ und der Frauenzentrums-Initiative wurden angekündigt.

asp