Halbjahresbilanz

McCASH FLOW

Ist die deutsche Aktienbörse auf dem Sprung in eine neue Hausse? Nach dem ersten währungsunierten Börsentag in dieser Woche könnte man es fast glauben. Der DAX-Index konnte um mehr als 1 Prozent zulegen, öffentliche Anleihen kletterten nach oben und ließen die Zinsen auf 8,83 Prozent sinken, die D-Mark machte gegenüber dem US-Dollar über 2 Pfennig gut.

Aus diesen Tagesergebnissen läßt sich nun wahrlich nicht auf einen Trend schließen, der psychologische Effekt jedoch ist nach monatelangen Unklarheiten nicht zu unterschätzen. Denn daß die Ost-Phantasie noch nicht ausgereizt ist, das zeigt ein Blick auf die Halbjahresbilanz der Weltbörsen. Der deutsche Aktienindex rangiert mit einem Plus von 7,5 Prozent seit Jahresbeginn nur an 5. Stelle, die Schweiz (+ 8,4 Prozent), Italien (+ 9,6 Prozent) und Hongkong (+15,6 Prozent) konnten wesentlich stärkere Zuwächse verbuchen.

An der Spitze liegt, wie schon im Vorjahr, die Börse in Wien, die seit Januar um 22,5 Prozent zulegte und von „Ost -Phantasie ohne Vereinigungsstreß“ profitiert - die Öffnung der Nachbarn CSFR und Ungarn. Die Börsenneugründungen in Budapest und auch in Jugoslawien beflügeln die kleine Börse am Wiener Schottenring, die auch in Zukunft als erstes wirklich mitteleuropäisches Parkett das Interesse des internationalen Kapitals anziehen wird.

Auch die hohen Gewinne in Hongkong verdanken sich einer Ost -Phantasie - dort brachen nach der Blutnacht am Platz des Himmlischen Friedens die Kurse zusammen und haben sich jetzt, wo der Volksaufstand in China wieder unblutig niedergehalten wird, deutlich erholt.