Freispruch für Marcos

■ Präsidentin Aquino über Urteilsverkündung entsetzt

New York/Manila (ap/taz) - Auf Knien rutschte die ehemalige First Lady der Philippinen am Montag durchs gesamte Kirchenschiff bis zum Altar der Sankt-Particks-Kathedrale auf der vornehmen Fifth Avenue. Bei Gott und der amerikanischen Justiz bedankte sich die just am Tag der Urteilsverkündung Einundsechzigjährige für „ihr schönstes Geburtstagsgeschenk“, den Freispruch vom Vorwurf der Veruntreuung von 222 Millionen Dollar Staatsgeldern mangels Beweisen. Fünfzig Jahre Haft drohten der ehemaligen Schönheitskönigin und eine Geldstrafe in Höhe von bis zu einer Millionen Dollar. Der Mitangeklagte saudi-arabische Waffenhändler Kaschoggi, der bereits eine Mittlerrolle in der Iran-Contra-Affäre gespielt hatte, gelobte nach seinem Freispruch gar eine Reise nach Mekka anzutreten und bei dieser Gelegenheit seinem König, der ihm Beistand geleistet hätte, die Aufwartung machen.

Mit dem Geld aus der philippinischen Staatskasse soll das Ehepaar Marcos zahlreiche Kunstgegenstände sowie unter Beihilfe Kaschoggis vier Geschäftsgebäude in Manhatten erworben haben. Zunächst war die Anklage gegen Ferdinand Marcos erhoben worden, der nach seinem Sturz im Februar 1986 mit seiner Frau auf Hawai Zuflucht gefunden hatte und dort 1989 starb. Verteidiger Gerry Spence räumte ein, daß seine Mandantin eine „Kundin von Weltklasse“ sei, doch habe sie ungeachtet der vergleichsweise geringfügigen Staatseinkünfte, nicht gewußt woher das Geld ihres Mannes gekommen sei. Sie könne lediglich für schuldig befunden werden, ihren Mann geliebt und unterstützt zu haben. Der Prozeß sollte in erster Linie die Aquino-Regierung bei Laune halten - ohne gerichtliche Verfolgung keine Basen für die US -Regierung, erläuterte Spencer.

Aquino sagte am Dienstag, sie sei über das Urteil tief enttäuscht, denke aber nicht daran, das Einreiseverbot für Frau Marcos aufzuheben. Ein Verfahren in Abwesenheit der Angeklagten ist nach der philippinischen Verfassung allerdings nicht möglich.

sl