Folteradmiral bei FIFA

■ Lacoste, ehemals berüchtigter Admiral der argentinischen Militärdiktatur, weilt als FIFA-Gast bei der WM

Neapel (taz) - Die Frage kam Guido Tognioni gar nicht recht: Ob es denn wahr sei, daß Carlos Alberto Lacoste als Gast der FIFA in Rom weilt? „Erwarten Sie dazu einen Kommentar?“, versuchte der Pressesprecher des Internationalen Fußball -Verbandes den rhetorischen Konter. Aber selbstverständlich!

Schließlich hat Lacoste als ehemals führendes Mitglied der argentinischen Militärdiktatur schon einmal mit seiner Anwesenheit bei einer Weltmeisterschaft Leute beleidigt: 1986 in Mexiko. Damals pfiffen lateinamerikanische Journalisten bei einer Pressekonferenz die FIFA-Oberen ordentlich aus - der Fall erregte weltweit einiges Aufsehen.

„Er verkörpert den ganzen Horror und die ganze Brutalität der Diktatur“, schrieb die mexikanische Zeitung 'La Jornada'; ein Report von Amnesty International nennt die Zeit, in der Lacoste Vizeadmiral war, eine der „unmenschlichsten Diktaturen“. Für die FIFA ist der Folter -und Mord-Militär, dessen Chef Emilio Eduardo Massera zu lebenslänglicher Haft wegen Verbrechen am Volk verurteilt wurde, nichts als ein Freund des Fußballs.

1978 war er Chef der WM-Organisation in Argentinien und verdiente damit „vollen Respekt“. Die Militärs hatte 500 Millionen Dollar in den Fußball investiert und damit Imagewerbung betrieben. Berührungsängste kennt der Fußball nicht: Auch der Deutsche Fußball Bund befand damals den Besuch von Hans-Ulrich Rudel, höchstdekorierter Luftwaffenoffizier der Nazis, im Trainingsquartier des DFB eine nette Geste. Präsident Neuberger: „Der Oberst hat doch nur seine Pflicht getan.“

FIFA-Präsident Joao Havelange tut sogar mehr als das. Die persönliche Einladung von Lacoste ist ihm ein Vergnügen, so wie er zum Vergnügen Entscheidungen von Gremien für ungültig befindet: Gegen die FIFA scheint der ADAC eine basisorientierte Bürgerbewegung. Offiziell von Protesten gehört hat der Verband noch nichts, argentinische Journalisten wollen sich der Sache annehmen. Was nun, Herr Tognoni? „Ja, er ist eben da.“ So einfach kann Fußball sein.

-thöm