Der „Terrorist“ bei der Eisernen Lady

■ Margaret Thatcher empfing Mandela / Waffenstillstandsangebot des ANC bis Ende des Jahres

London (ap/afp/taz) - 1987 hatte die britische Premierministerin den ANC noch als „typisch terroristische Organisation“ abgetan, mit der sie ebenso wie mit IRA und PLO nichts zu tun haben gedenke. Gestern empfing Margaret Thatcher einen durch seine Äußerungen zur „Irisch Republikanischen Armee“ (IRA) von britischen Konservativen hart angegriffenen Nelson Mandela. Mandela versuchte vorgestern abend vor Unterhausabgeordneten nochmals, seine Äußerung zu erklären. Er hatte bei seinem Besuch in Dublin die britische Regierung aufgefordert, mit der für die Unabhängigkeit von Großbritannien kämpfenden IRA bedingungslos Gespräche aufzunehmen. Er habe sich nicht in innerbritische Angelegenheiten mischen wollen, sondern nur auf seinen Standpunkt verwiesen, wonach alle Konflikte in der Welt friedlich gelöst werden könnten.

Im Mittelpunkt der gestrigen Gespräche in Downing Street stand denn auch wieder einmal die Frage des bewaffneten Kampfes und der Sanktionen. Anders als in den USA und bei den meisten EG-Staaten, die sich vorerst abwartend verhalten, vertritt Thatcher schon lange eine klare Anti -Sanktionslinie. Mandela legte diese für ihn schwierigste Etappe seiner mehrwöchigen Auslandsreise ans Ende, nachdem er in den USA für einen Noch-Nicht-Staatsmann geradezu triumphal empfangen worden war und dem ANC auch noch mindestens sieben Millionen Dollar an Spendengeldern zuflossen.

In einem BBC-Interview Dienstag nacht gab sich Mandela optimistisch bis konziliant, was das Ende des bewaffneten Kampfes anbelangt. Es sei „sehr wahrscheinlich“, daß gegen Ende des Jahres der Regierung de Klerk ein Waffenstillstandsangebot gemacht werde. „Ich habe keinen Zweifel, daß wir dies bei unserem zweiten Treffen erreichen.“ Sanktionen jetzt allerdings zu lockern, könnte weiße Südafrikaner dazu bringen, „sich mit den minimalen Veränderungen zufrieden zu geben, die bisher stattgefunden haben... und den Prozeß des Wandels unterlaufen“, hatte Nelson Mandela vor dem Unterhaus gesagt - und zumindest dort Beifall geerntet.

AS