Grünes Licht für C-Waffen-Transport

■ Verbrennungsanlage auf dem pazifischen Johnston Atoll für den Testlauf in Betrieb genommen Beginn des US-Giftgastransports aus dem pfälzischen Clausen in den Pazifik steht nichts mehr im Weg

Aus Washington Rolf Paasch

Dem für die zweite Julihälfte geplanten Abzug der Chemiewaffen aus der Bundesrepublik steht von US -amerikanischer Seite nun nichts mehr entgegen. Nach erheblichen technischen Schwierigkeiten und monatelanger Verzögerung ist am vergangenen Samstag die 240 Millionen Dollar teure Verbrennungsanlage für das Giftgas auf dem pazifischen Johnston Atoll in Betrieb genommen worden. Danach wird auch der US-Kongreß, der einen Testlauf der Entgiftungsanlage zur Bedingung für den Transportbeginn in der BRD gemacht hatte, keinen Einspruch mehr gegen das umstrittene Unternehmen erheben können. Sobald die Techniker der US-Armee auf dem 1.200 km südwestlich von Hawaii gelegenen Atoll vom Funktionieren der vier Verbrennungsöfen überzeugt sind, wird US- Verteidigungsminister Dick Cheney offiziell die für den Abtransport in der BRD nötige Erlaubnis erteilen.

Im Verlauf des letzten Jahres waren die Testbedingungen in der Pilotanlage auf dem Johnston Atoll von der US-Army allerdings aufgrund des Zeitdrucks erheblich reduziert worden. Ursprünglich hatte die Phase des sogenannten „Operation Verfication Testing“ 16 Monate dauern sollen, ehe Experten die Sicherheit und Umweltverträglichkeit des erstmals mit größeren Mengen von Giftwaffen durchgeführten Verbrennungsprozesses attestieren sollten. Doch beim hochkomplizierten, von Robotern gesteuerten Auseinandernehmen der Raketen, Container und Projektile wie auch der anschließenden Isolierung und Verbrennung der Giftgase hatte es immer wieder neue technische Schwierigkeiten gegeben. Aufgrund des politischen Drucks seitens der Bush-Administration, die der Bundesregierung den Abzug von 102.000 Giftgasgrananten aus dem Lager Clausen in Rheinland-Pfalz noch vor den Wahlen im Dezember diesen Jahres versprochen hatte, wurde die Anlage am Samstag nun für den ersten Testlauf in Betrieb genommen; trotz Sicherheitsbedenken der Ingenieure vor Ort, wie die taz erfuhr.

Die zuständigen Parlamentsausschüsse des US-Kongresses hatten die Verkürzung der Erprobungszeit der Versuchsanlage auf dem Atoll kritiklos hingenommen. Einige der Abgeordneten hoffen, daß auch die auf dem US-Festland lagernden und dort zu zerstörenden C-Waffen wegen der drohenden Anwohnerproteste ebenfalls auf dem wie ein Flugzeugträger aussehenden, von den USA als „Kolonie“ reklamierten Pazifik -Atoll verbrannt werden können. „Der Pazifik darf nicht zur Müllkippe für die ganze Welt werden“, hatte eine Kritikerin auf einer öffentlichen Anhörung im März in Honolulu gesagt. Nach den Atomwaffenversuchen der 50er sehen sich die AnwohnerInnen des Pafifik nun mit einer neuen Umweltattacke der Industriewelt konfrontiert.