Rheinhausen bleibt mit reduzierter Belegschaft

Duisburg (taz) - Krupp-Stahl-Chef Jürgen Harnisch hat in einem ersten Treffen mit dem Betriebsrat am Dienstag konkrete Zahlen für die Weiterführung des Krupp-Stahlwerks in Duisburg-Rheinhausen als „Ein-Hochofen-Betrieb“ vorgelegt. Danach sollen im Werk selbst etwa 1.600 Beschäftigte und in den ausgelagerten Betriebsteilen etwa 500 Leute in Rheinhausen weiterarbeiten, zusammen also 2.100. Derzeit sind in Rheinhausen noch 2.800 Menschen beschäftigt.

Mit der reduzierten Belegschaft sollen, so die Pläne der Betriebsleitung, pro Monat ca. 120.000 Tonnen Stahl erzeugt werden, von denen 80.000 Tonnen für die Kruppsche Warmbreitbandstraße in Bochum gebraucht werden. Etwa 40.000 Tonnen gehen in die DDR, davon pro Monat 10.000 Tonnen nach Oranienburg und der Rest an die EKO Stahl AG in Eisenhüttenstadt. Krupp hatte mit EKO am vergangenen Freitag eine vertragliche Vereinbarung getroffen, die neben einer „engen Zusammenarbeit“ der beiden Werke zur „Rationalisierung und Optimierung ihrer Anlagen und bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte“, so Krupp, vor allem die Lieferung von 300.000 Tonnen Krupp-Stahl pro Jahr vorsieht. Der Liefervertrag gilt zunächst für vier Jahre, geliefert werden soll spätestens ab März 1991.

Auf die Frage, ob die Rheinhausener Arbeitsplätze auf Kosten der DDR-Kollegen erhalten blieben, sagte der Zweite Vorsitzende des Betriebsrates, Theo Steegmann, daß Krupp in Eisenhüttenstadt Stahllieferungen ersetze, die bisher aus der UdSSR kamen und nun eingestellt würden. Der Vertrag werde also nicht direkt DDR-Stahlwerker um ihren Arbeitsplatz bringen. Arbeitslos würden sie aber gleichwohl durch die geplanten Rationalisierungen.

Der Weiterbetrieb von Rheinhausen löst in der Belegschaft nicht nur Freude aus. Zwar sicherte der Vorstand einen unbefristeten Weiterbetrieb des Werks zu, doch, so Klaus Liebmann vom Betriebsrat, „die Lieferverträge mit der DDR sind nur für vier Jahre sichergestellt“. Die von der Krupp -Geschäftsführung avisierte Beschäftigtenzahl hält der Betriebsrat für zu niedrig. Steegmann: „Mit knapp 1.600 Leuten ist ständige Mehrarbeit bereits vorprogrammiert.“ In der nächsten Woche werden Betriebsrat und die Personalleitung des Rheinhausener Werks über die endgültige Beschäftigtenzahl verhandeln.

bm