In Bremen fehlen 1.500 LehrerInnen

■ Schüler, Eltern und Lehrer demonstrieren für 300 Neueinstellungen / Neue Prognose

400 Schüler, Lehrer und Eltern demonstrierten gestern vor der Bürgerschaft. Grund des bunten Aufmarsches vor dem Landesparlament: Der Bildungssenator soll jährlich 300 LehrerInnen einstellen, neue Lehrmittel besorgen und geschlossene Schulen wieder öffnen.

Der Vertreter der Gesamtschülervertretung, Lutz Ackermann, malte ein trübes Bild des Schulalltags: „In den meisten Schulen muß man befürchten, daß man sich in ein Altersheim verlaufen hat“, erklärte er unter Applaus der DemonstrantInnen, die Schulbücher seien völlig veraltet, ausgedünnt und für einen qualifizierten Unterricht nicht zu gebrauchen, eine ausgefallene Stunde jage die nächste.

GEW-erkschafterJan Bücking malte das Bild mit konkreten Zahlen aus. „Im Primarbereich fehlen zur Zeit 3.000 Lehrer -Wochenstunden, in der Sekundarstufe I 1.300 und an den Berufsschulen 1.600.“ Die 140 Neueinstellungen zum Schuljahresbeginn seien zwar lobenswert, aber bei weitem nicht ausreichend. Hier das Demo-Foto mit Transparenten

Marianne Isenberg vom Zentralelternbeirat (ZEB) eine stellte neue Bedarfsprognose vor. Danach steigen die Schülerzahlen im Primarbereich um etwa 3.400 und im SI-Bereich um 3.000. Dafür und als Ersatzbedarf für pensionierte LehrerInnen errechneten ZEB und GEW 1.415 Neueinstellungen bis 1995. „Damit wird aber gerade mal der Status Quo gehalten“, erläuterte Isenberg das neue Bedarfsmodell und wies gleichzeitig auf Mehrbedarf in Integrationsprojekten, bei der Sprachförderung und der Differenzierung hin. Bildungssenator Scherf nahm über 1.000 Unterschriften von BerufsschülerInnen entgegen, die die Einstellung der von Arbeitslosigkeit bedrohten LehrmeisterInnen forderten. „Neun haben wir bereits wieder eingestellt“, tröstete der Senator, „mit den anderen sehen wir uns vor dem Arbeitsgericht.“ Nach der Kundgebung blockierten knapp 100 SchülerInnen die beiden Ausgänge der Bürgerschaft. Mit Besenstielen verriegelten sie die Türen, während die Abgeordneten das Parlament durch die Garage verließen. ma

Foto: Jörg Oberheide