Vereinigte Stadt - geteiltes Grün

■ Umweltschützer und Landschaftsarchitekten aus Ost und West protestieren gegen Aufsplitterung der Umweltbehörden in Ost-Berlin / Ist für Bausenator Nagel der Umweltschutz nur „Sand im Getriebe“?

Ost-Berlin. Betreibt der Westberliner Bausenator Nagel auf dem Umweg über Ost-Berlin die „Zerschlagung“ der Umwelt- und Grünverwaltungen in ganz Berlin? Sechs Fachverbände der Landschaftsplaner, Umwelt- und Naturschützer aus beiden Teilen der Stadt schlugen gestern Alarm. Ausgerechnet im Umweltbereich habe sich der Magistrat nicht am „bewährten“ Westberliner Modell orientiert, kritisierten die Experten. Nachdem die Ostberliner Stadtregierung die beiden Ressorts Umweltschutz und Stadtentwicklung getrennt habe, drohe nun ein „Zerhacken“ der Zuständigkeit für Naturschutz, Freiraum und Landschaftsplanung auf fünf verschiedene Stadtratsbereiche, warnte Clemens Szamatolski von der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftspflege (DGGL).

Die Hauptfront in diesem Streit verläuft, wie berichtet, zwischen dem Ostberliner Umweltstadtrat Holger Brandt und dem mit Bausenator Nagel eng verbundenen Stadtrat für Stadtentwicklung, Clemens Thurmann (alle SPD). Im Hause Thurmann, wo die etwa drei Dutzend Freiraum- und Landschaftsplaner zur Zeit noch arbeiten, will man den größten Teil der einschlägigen Kompetenzen behalten. „Das ist bei uns angesiedelt, und das bleibt auch da“, bekräftigte gestern Thurmanns persönlicher Referent Erich Jesse. Die Mitarbeiter seien „überaus glücklich“, mit den Stadtplanern bei Thurmann zu sitzen, argumentiert Jesse, dem schon an der Diktion seine Herkunft aus dem Mitarbeiterstab von Nagel anzuhören ist.

Auch nach zwei Chefgesprächen zwischen den beiden Stadträten habe es keine Einigung gegeben, bestätigt Brandt -Mitarbeiter Klaus-Jürgen Delhaes. Zur Not werde Brandt am Dienstag im Magistrat auf eigene Faust die Übertragung dieser Kompetenzen an seine Behörde fordern. Auch Delhaes ist ein aus West-Berlin in den Magistrat entsandter Beamter

-nur eben von der traditionell mit Nagel verfeindeten Umweltverwaltung, die von der AL-Senatorin Michaele Schreyer geführt wird.

Neben Brandt und Schreyer sowie den Naturschützern und Landschaftsplanern der Schreyer-Behörde selbst protestieren auch die Ostberliner Fachverbände für Landschaftsarchitektur sowie der zuständige Fachausschuß der Westberliner SPD gegen die in Ost-Berlin drohende „Aufsplitterung“ der Grünverwaltung. Eine Reduzierung des Aufgabenfeldes „Umweltschutz“ auf technische Aspekte und den Artenschutz sei längst überholt, argumentieren selbst die SPD-Fachleute. Der „Wahnsinn“ habe „Methode“, mutmaßt Clemens Szamatolski. Indem der Bausenator die Umweltbehörden aufspalte, wolle er „alles ausschalten“, was beim Bauen als „Sand im Getriebe“ wirken könnte - zunächst in Ost-Berlin und dann in einer künftigen Gesamtberliner Verwaltung.

hmt