Ein Institut nicht nur „zur Pflege deutscher Kultur im Ausland“

1932 - Goethe war 100 Jahre tot - wurde von der Deutschen Akademie das „Goethe-Institut“ gegründet, und 1945 schlossen es die Alliierten wieder. Als sich dann 1951 das „Goethe -Institut e.V.“ ins Münchner Vereinsregister eintragen ließ, wurde also kein Nachkriegskind geboren. Mit dem Namenszusatz „zur Fortbildung ausländischer Deutschlehrer“ knüpfte man vielmehr ausdrücklich an die Vorkriegstradition an. Mit 30.000 DM, die die Alliierten aus dem Erbe der Deutschen Akademie 1952 freigaben, und mit weiteren 30.000 DM Zuwendung von der Bayrischen Staatsregierung - woran die Verpflichtung geknüpft war, Sitz in München zu nehmen begann die Arbeit. Zwei Jahre später fand der erste Fortbildungskurs für ausländische Deutschlehrer mit 83 Teilnehmern statt. Die Kosten für Lehrmaterial, Unterricht und Verpflegung beliefen sich für vier Wochen auf 300 DM das entsprach seinerzeit dem Monatsgehalt eines Lehrers.

Ab 1960 übernahm das Goethe-Institut die bis dahin vom Auswärtigen Amt betreuten Einrichtungen „zur Verbreitung der deutschen Kultur im Ausland“ und die (vom AA subventionierten) deutsch-ausländischen Kulturgesellschaften. Die neuen Aufgaben waren auch aus dem (1961) geänderten Namen ablesbar: „Zur Pflege deutscher Sprache und Kultur im Ausland“. Inzwischen waren 72 Dozenten im Ausland tätig, 1954 hatte man mit sieben begonnen. 1963 gab es den ersten Eklat. Der Leiter der Programmabteilung trat zurück, weil eine Trachtengruppe auf Empfehlung des Auswärtigen Amtes ins Ausland geschickt wurde. „Bach oder Schrammeln“ titelte die 'FAZ‘ und verwies darauf, das englische Kulturinstitut biete auch „Dudelsack und Shakespeare“.

Im Dezember desselben Jahres wurde während einer Bundestagsdebatte heftige Kritik an der „esoterischen“ Arbeit des Goethe-Instituts geübt. Einem Erlaß des AA (1967) an die Deutschen Botschaften im Ausland, künftig mehr Einfluß auf die Tätigkeiten der Institute zu nehmen, widersprach immerhin der kulturpolitische Ausschuß des Bundestages und plädierte für „partnerschaftliche Zusammenarbeit“.

Ein 1976 unterzeichneter Rahmenvertrag mit dem Auswärtigen Amt regelte von nun an die Unabhängigkeit des Goethe -Instituts; das Auswärtige Amt hat nur noch im Einzelfall und aus „gewichtigen politischen Gründen“ ein Anweisungsrecht gegenüber dem Vorstand. Trotzdem wurde periodisch versucht, auf die Arbeit des Instituts auch politisch Einfluß zu nehmen. Eine (vorläufig?) letzte heftige Attacke startete 1987 Franz-Joseph Strauß. Doch bisher fand die - auch durch die Politisierung der 60er Jahre vom „behäbigen Deutschlandbild“ abgerückte - Arbeit der mittlerweile 159 Auslands-Institute im zuständigen Minister Genscher einen liberalen Fürsprecher, um dem seit 1976 auch im Namen festgeschriebenen Auftrag „zur Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit“ festgeschriebenen Auftrag nachkommen zu können.

jon