Schiff ver-rückt

■ Blaumeier's neueste Produktion „Jakobs Krönung“

Ein Schiff liegt am Weserstrand, und auf dem Bug residiert König Jakob mit seiner bleichen Teigmaske. Der ist total meschugge: Der Seegang, den er über alles liebt, löst Brechreiz bei ihm aus; und weil's so unköniglich ist, in's Meer zu kotzen, sticht er nicht in See. Seine Hofschranzen müssen ihm dafür Seefahrtstheater vorspielen. So schrubbt die Schrubberparade im Anschluß an das abendliche Rokoko -Ständchen seines Verbeugungsballetts und alle Matrosen machen einen auf emsig. Am Schiff vorbei ziehen sie Kulissen, bemalt mit hoher See, Möwen und Tümmlern und Jakob neigt hold sein käsiges Haupt. Dann passiert einiges mit Ratten und zwei Anarchisten - natürlich wollen sie die Majestät in die Luft sprengen - doch all das sei nicht verraten.

Die ganze Riesenproduktion auf dem gestrandeten königlichen Bühnenschiff, die an drei Abenden, dem 10., 11., und 12. Juli um 22 Uhr auf dem Weserstrand zur Aufführung gelangt, wurde von 50 Künstlern und Psychiatriepatienten auf die Planken gebracht. Dieses fast allen BremerInnen bekannte Ensemble - die Blaumeiers - hat das Stück, die Kostüme, Masken, Bauten und Kulissen selbst entwickelt und gemacht. Kosten: 20 000 DM. Ein Bauwagen wurde geschenkt, die Zelte wurden geliehen, eine Gerüstbaufirma hat geholfen, die Gruppe „Lauter Blech“ posaunt gegen Spesen.

„Wir kleckern nicht,“ meint Uwe Kreutzkamp, der schon seit 1986 gemeinsam mit geistig behinderten Kunst und Theater macht. “ Wenn die Zuschauer nicht weggeregnet werden und alle Karten kaufen, kommen wir gerade auf plusminus Null.“

Jakobs-Kaffee wurde angesprochen, zu spenden. Doch der entsprechende Etat war ausgeschöpft - man habe die Goethe -Theaterproduktion Was Ihr wollt bereits unterstützt. In dem ver-rückten Stück hätten sie ihre Kohle besser angelegt ...

Dieses Spektakel sich nicht entgehen zu lassen, ist Bremen zu empfehlen. gür