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Die bucklicht Menschlein

■ Kollegin Sch. fühlt sich verfolgt

GLOSSE

Berlin. Frau Sch. aus West-Berlin ist nun mal eine Neugierige. Währungsunion, Kaufunion, Mauerabriß, das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Also stürzte sie sich mit Begeisterung ins historische Gewühl.

Am Sonnabend vor der Geldunion ging's in Ost-Berlin los. Frau Sch. stolzierte die Leipziger Straße entlang, besah sich die geschlossenen Luxusboutiquen und die verrammelten Kaufhallen, prallvoll mit westlichem Tand. Und, oh Schreck: Stand ein bucklicht Männlein da, Mikrophon in der Hand. „Guten Tag, meine Dame, eine kurze Frage: Wo werden Sie Ihre erste Westmark ausgeben?“ Frau Sch. stammelte etwas von Westbürgerin und Fersengeld.

Zweihundert Meter weiter mußte ihr das gleiche noch mal passieren. Diesmal war es eine ganze Schar von bucklicht Männlein, die sie vor einem Lebensmittelgeschäft bedrohlich umzingelten und mit einem eiskalten Kameraauge fixierten: „Einen wunderschönen guten Tag, empfinden Sie Angst vor der Währungsunion?“

Am Tag darauf regneten Aluchips vom Himmel, und die Hölle war los. Frau Sch. hatte sich zusammen mit Freunden auf den Alexanderplatz schwemmen lassen, wo Silvesterraketen und Chinaböller das kapitalistische Zeitalter begrüßten. Sie rieb sich die entzündeten Augen: Der Platz vor der Deutschen Bank war schwarz von bucklichten Menschlein, die herumbrüllten, ihre Mikrophonstangen in fremde Münder schoben und Frau Sch. mit Blitzen und Flutlichtern traktierten. Sie nahm die Beine untern Arm und rannte.

Nun denn, dachte Frau Sch., alles hat irgendwann ein Ende. Am Montag früh wagte sie sich wieder hinaus und schlenderte Unter den Linden entlang. Vor dem sowjetischen Buchladen stand ein bucklicht Männlein da und schrieb japanische Schriftzeichen nieder. Auf dem Alex standen bucklicht Männlein und fingen sich Leute zum Ausquetschen. In der Kneipe, in der die Ostfans die Westfußballer in ihrem Geholze gegen die Tschechen bejubelten, saß ein bucklicht Männlein da und machte sich Notizen.

Der Gesundheitszustand von Frau Sch. verschlechterte sich rapide, sie bekam endogene Depressionen und begann von schwarzen Männchen zu delirieren, die des Nachts in Hinterhöfen um die Mülltonnen hüpften, einen Namen schreiend, der wie Pumpelfilzchen klang.

Wer oder was ist Pumpelfilzchen? Wer kann Frau Sch. helfen? Sachdienliche Hinweise nimmt jede taz-Redaktion entgegen.

usche

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