Heimspiel für Istvan Denesz

■ Zum fünften Mal „Musik im Park“ / Wegen Regen spielte die „Böhmische Philharmonie“ aber im Saale

An einem derart verregneten, trüben Sommertag wie dem vergangenen Sonntag ist sicher mancher gleich im Bett geblieben. Dennoch war der Saal des Park-Hotels bis auf den letzten Platz besetzt, als mittags das fünfte Konzert der Reihe „Musik im Park“ stattfand. Zu Gast war die „Böhmische Philharmonie Pardubice“ unter Leitung von Istvan Denesz, ab 1991 Chefdirigent des Orchesters und derzeit erster Kapellmeister am Bremer Theater.

Zwar bot der etwas beengende Saal nicht das Ambiente eines Sommerkonzertes unter freiem Himmel - und zunächst mag so manche Hörerin die witterungsbedingte Notlösung bedauert haben. Doch spätestens nach dem Beginn des Konzertes waren trübe Gedanken wie weggeblasen. Die musizierten Werke des

Programms standen - sicher ganz bewußt ausgewählt - alle in D-Dur, einer hellen, sommerlich-freundlichen Tonart.

Von einem böhmischen Orchester erwartet man böhmische Musik, und so erklang zu Beginn die Tschechische Suite des böhmi

schen Komponisten par excellence, Antonin Dvorak. Er schrieb sie während seines Amerika-Aufenthaltes, als Ausdruck seines Heimwehs und der Liebe zur Heimat. Diese Empfindungen spiegelt vor allem die einleitende „Pastorale“ wider. Das Orchester bot

einen abgerundeten, samtigen Klang, wie er gerade für tschechische Ensembles typisch und für die authentische Wiedergabe solcher Musik obligat ist. Besonders beeindruckend ist hier die ungewöhnliche Spielweise der Hörner, die mit ausdrucksvollem Vibrato musi-zieren und sich damit klanglich in den Holzbläsersatz einbetten.

Nach der Pause erklang Haydns bekannte Londoner Sinfonie D-Dur Nr.104. Das Orchester bot eine hervorragende Leistung, die noch höher einzuschätzen ist, wenn man die unangenehme Saal-Atmosphäre berücksichtigt: Die zunehmend drückende Luft, ungünstiges Licht und eine recht trockene Akustik machen ein homogenes Musizieren nicht leicht.

Mit Istvan Denesz bekommt das Orchester einen Chef, der es versteht, mit unglaublichem Gespür für plastische Durchhörbarkeit und intuitiver Erfassung des Melos seine Klangvorstellungen mit den Musikerkollegen zu verwirklichen. Sein Dirigieren wirkt bei aller Effektivität nicht effektheischend und vermittelt den Eindruck eines musikalischen „Katalysators“, der es versteht, frei spielen zu lassen und dennoch jederzeit das Geschehen kontrolliert.

Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus ein gelungenes „Heimspiel“ für Istvan Denesz, vor allem aber ein willkommener Lichtblick in diesen verregneten Sommertagen. Gunnar Cohr