Die schnellste Maus von Mexiko

■ Der Mexikaner Raul Alcala gewinnt souverän die siebte Etappe der Tour de France, ein Einzelzeitfahren über 61,5 km / Steve Bauer (Kanada) weiter im Gelben Trikot

Von Andreas Zellmer

Epinal (dpa) - Mit einem überraschenden Erfolg für den Mexikaner Raul Alcala endete am Samstag die siebte Etappe der Tour de France. Beim Einzelzeitfahren über 61,5 Kilometer von Vittel nach Epinal verwies der 25jährige, der im letzten Jahr erstmals eine Tour-Etappe gewonnen hatte, mit einer Zeit von 1:17,05 Stunden die Favoriten auf die hinteren Plätze und rückte damit selbst in den Kreis der möglichen Gewinner auf. Alcala hat in diesem Jahr bereits die Trump-Tour (USA) und die Asturienrundfahrt (Spanien) gewonnen und dabei mit zwei Siegen beim Zeitfahren seine Stärke unter Beweis gestellt.

Der Topfavorit und Spezialist im Kampf gegen die Uhr, Greg LeMond (USA), belegte mit zwei Minuten und elf Sekunden Rückstand nur den fünften Platz. Der Kanadier Steve Bauer verteidigte seine Führung im Gesamtklassement mit 17 Sekunden Vorsprung vor Ronan Pensec (Frankreich).

Zweiter beim Einzelzeitfahren wurde der Spanier Miguel Indurain (1:18,29), Dritter wurde der diesjährige Sieger des Giro d'Italia, Gianni Bugno (Italien/1:18,52). Der Tourgewinner von 1987, der Spanier Pedro Delgado, belegte mit einer Zeit von 1:19,10 Stunden einen enttäuschenden vierten Platz.

„Durch den Regen und den Gegenwind waren die Fahrer, die später gestartet sind, benachteiligt“, meinte LeMond nach dem Rennen entschuldigend. Wenige Minuten später strafte ihn der nach ihm gestartete Alcala Lügen.

Noch schlimmer als LeMond erwischte es den Iren Stephen Roche, der 4:56 Minuten auf den Gewinner verlor. „Ich habe den Wind und den Regen unterschätzt. Außerdem bekam ich Schwierigkeiten auf den letzten 18 Kilometern, weil ich zu wenig gegessen hatte“, sagte Roche.

Das erste und zugleich längste von drei Zeitfahren auf der diesjährigen Tour de France war die erste Stunde der Wahrheit für die Favoriten. Bei schlechtem Wetter und kalten Temperaturen galt es, dem Führenden entscheidende Minuten von seinem großen Vorsprung abzunehemen. Im letzten Jahr hatte Greg LeMond überraschend das große Zeitfahren in Rennes gewonnen und zum erstenmal das Gelbe Trikot übergestreift, mit dem er schließlich auch in Paris ins Ziel kam.

Bauer, der weder als Spezialist im Kampf gegen die Uhr noch als besonders guter Kletterer gilt, mußte sich darauf beschränken, seinen Vorsprung so gut es ging zu verteidigen. Vor dem Zeitfahren hatte er mit 10:41 Minuten vor dem Topfavoriten LeMond noch ein bequemes Polster. Alte „Tour -Hasen“ wie der fünffache Sieger Bernard Hinault und der Gewinner von 1973, Luis Ocana, äußerten Unverständnis, daß die Favoriten den Kanadier so viel Spielraum lassen. Hinault: „Zehn Minuten könnten am Ende zuviel sein.“

7. Etappe: 1. Raul Alcala (Mexiko) 1:17:05 Stunden 2. Miguel Indurain (Spanien) 1:24 Minuten zurück; 3. Gianni Bugno (Italien) 1:47; 4. Pedro Delgado (Spanien) 2:05; 5. Greg LeMond (USA) 2:11; 6. Jean-Fran?ois Bernard (Frankreich) 2:26; 7. Ronan Pensec (Frankreich) gleiche Zeit; 8. Uwe Ampler (DDR) 2:30 ... 14. Steve Bauer (Kanada) 2:43.

Gesamtwertung: 1. Steve Bauer (Kanada) 30:04:49 Stunden; 2. Ronan Pensec (Frankreich) 0:17 Minuten zurück; 3. Claudio Chiapucci (Italien) 1:11; 4. Frans Maassen (Niederlande) 1:16; 5. Raul Alcala (Mexiko) 7:19; 6. Gerrit Solleveld (Niederlande) 7:23; 7. Greg LeMond (USA) 7:23; 8. Uwe Ampler (DDR) 10:09; 9. Sean Kelly (Irland) 10:14; 10. Wiatscheslaw Ekimow (UdSSR) 10:26; ... 66. Olaf Ludwig (DDR) 15:41; 96. Uwe Raab (DDR) 17:49; 113. Andreas Kappes (Bremen) 18:58; 121. Mario Kummer (DDR) 19:42; 169. Jan Schur (DDR) 24:44