Umsatz springt um zehn Milliarden

■ Siemens: Pralle Kriegskasse trotz weiterer Aufkäufe / Kooperation mit Thomson

London (taz/dpa) - Umsatzmäßig will der Siemens-Konzern im laufenden Jahr hart an die Nummer eins der deutschen Industrie herankommen. Bei der wie üblich im Ausland stattfindenden Halbjahres-Pressekonferenz sagte Siemens-Chef Karl-Heinz Kaske in London, für 1990/91 sei mit Erlösen von 74 Milliarden DM zu rechnen. Daimler-Benz weist derzeit 76,4 Milliarden DM auf.

Der angestrebte Umsatzsprung um zehn Milliarden DM ist vor allem den großen Firmenaufkäufen des letzten Jahres zu verdanken. Allein für sechs Milliarden DM sind Nixdorf und die Siemens-Anteile am britischen Plessey-Konzern gut. Bis die beiden Firmen integriert sind, will der Elektro-, Elektronik-, Rüstungs- und Atomkonzern aus München keine weiteren großen Aquisitionen anstreben, gab Kaske bekannt.

Siemens verfügt trotz der Aufkäufe immer noch über eine Kriegskasse von 20 Milliarden DM. Der Konzern wirft weiterhin so viel Geld ab, daß trotz der Nixdorf-Belastungen das Unternehmensergebnis weiter in den schwarzen Zahlen bleibt. Durch den weltweiten Preisverfall für Halbleiter wird der Mikrochip-Bereich jedoch rot schreiben, ebenso wie das mühsame US-Geschäft mit dem Telekommunikationskonzern Rolm, den Siemens vor zwei Jahren zugelegt hatte.

Im Osteuropa-Geschäft einschließlich der Sowjetunion machte Siemens bislang rund 700 Millionen DM Umsatz. Eine Verdoppelung dieses Volumens hält Kaske innerhalb von zwei bis drei Jahren für möglich. In der DDR werden mittelfristig fünf Milliarden DM angestrebt; am Vorabend der Währungsunion hatte Siemens bereits bekanntgegeben, dafür eine Milliarde DM investieren zu wollen. In Westeuropa, bestätigte Kaske, werde mit dem französisch-italienischen Elektrokonzern SGS Thomson über eine Zusammenarbeit verhandelt. Mit dem japanischen Konzern Mastushita hatte Siemens bereits im letzten Jahr Kooperationen vereinbart. Der Siemens-Chef will den Konzern auf dem Gebiet der Elektrotechnik und Elektronik „zum wettbewerbsstärksten Unternehmen der Welt“ machen.

diba