Die endgültige Mannschaft der WM '90

Taz proudly presents: das Gelee royale aus 528 Fußballbienen  ■  Higuita

Jorginho - Rijkaard - Brehme

Baresi

Scifo - Gascoigne - Maradona - Matthäus (Biyik

Schillaci - Caniggia (ab 60. Minute: Milla)

Die taz-Sportredaktion hat auch dieses Mal wieder die elf Besten dieser WM zusammengestellt, die Mannschaft unserer Träume. Wir servieren einen italienischen Nachtisch mit dem unvergleichlichen Geschmack der Süße und Weite der Strafräume dieser Welt, die Mannschaft des Planeten.

Higuita steht im Tor. Der Kolumbianer ist nicht nur ein exzellenter Torwart mit charismatischer Ausstrahlung, sondern zugleich ein glänzender Libero. Da wir aber keine zwei Liberi brauchen, können wir Stammausputzer Franco Baresi vor der Abwehrkette postieren und seine Schnelligkeit und Offensivkraft noch besser ausnützen. Rechts verteidigt Jorginho, unser Tribut an die brasilianische Spielkultur, links steht Flankengott Andreas Brehme, der wie kein anderer der Bananenflanke von rechts endlich ihren radikal linken Zuschnitt verliehen hat.

Außerdem brauchen wir ihn als Elfmeterschützen, denn diese zauberhafte Mannschaft ist nur durch die Blutgrätsche zu stoppen. Als Vorstopper kommt nur Lama Frank Rijkaard in Frage. Er war der kopfballstärkste und furchterregendste Innenverteidiger dieser WM. Außerdem muß er Ventilfunktionen übernehmen, denn bei dieser Mannschaft läuft jedem das Wasser im Munde zusammen. Das Mittelfeld beginnt mit Enzo Scifo, dem belgischen Supertechniker, den wir neben Roger Milla zum besten Einzelspieler dieser Fußball-WM gekürt haben. Sein Auge, sein Feeling, seine Pässe, sein wunderschönes Gesicht sind unvergleichlich. Mr. Schokoriegel Paul Gascoigne steht neben ihm als Brecher, Wirbler und Kämpfer: 88 Kilo Dynamit. Maradona auf Halblinks wird vor allem die Fouls auf sich ziehen, damit die übrigen Spieler ihre Ruhe haben. Zwei bis drei geniale Spielzüge kommen dazu, das sind bei dieser Mannschaft schon mal zwei bis drei Tore. Matthäus (Herzogenaurach) komplettiert die Mittelfeldachse, einen unauffälligen Spieler braucht schließlich jede Mannschaft. Um nicht in die Gefahr eines Spontan-Interviews nach Spielende zu geraten, wird Matthäus schon Mitte der zweiten Halbzeit gegen Oman Biyik aus Kamerun ausgewechselt. Biyik wiederum ist für den Hackentrick-Doppelpaß mit Roger Milla unverzichtbar, der ebenfalls in der 60. Minute als Joker aller Joker den Rasen betritt und eine der beiden Spitzen, Schillaci und Caniggia, ablösen wird. Caniggia ist ungefähr dreimal so schnell wie jeder gute Außenverteidiger und harmoniert prächtig mit Maradonas Fußgelenk-Flughörnchen. Schillaci schießt in jedem Spiel mindestens ein Tor und sorgt als netter Junge immer für eine gute Presse.

Auf der Ersatzbank warten ansonsten Ruudii (Sturm), Baggio (Mittelfeld) und Wright (Verteidigung) leicht tänzelnd auf ihren Einsatz. Massiert wird die Mannschaft vom brasilianischen Medizinmann, der einzige mit FCKW-freiem Vereisungsspray. Betreut wird das Ganze wieder mal von Jack Charlton. Die „Giraffe“ hat nicht nur den idealen Überblick über den Platz, sondern ist unbestritten der trinkfesteste aller Trainer, und bei dieser Mannschaft gibt es unbestreitbar viel zu feiern. Auswechselschildchen-Nummern -Hochhalter: Franz Beckenbauer.

Manfredo/Matti