Heute abend: Archie Shepp

In den versunkenen Sechzigern, als hochaufgeladene MusikantInnen den Jazz bis zum Platzen mit Energie vollpumpten, als in den Konzerten die mauerbrecherische, die pyrotechnische Gewalt der improvisierten Musik ausgespielt wurde und der neue, der Free Jazz die guten Leute erschreckte, da baute er auch schon musikalische Barrikaden: Archie Shepp, nunmehr 53 Jahre alt, manche behaupten: noch älter, weil vor der Zeit abgewetzt, rund geworden.

In den späten Sechzigern schleppte er alles alte Material zusammen: lacklederne Ellington-Balladen, Marching-Band -Trümmer und Schlagermusiken, schon parodistisch angeätzt, warf alles auf große Haufen und zündete es an mit seinen schmerzhaft heißen, fackligen Improvisationen.

Zum Material der Person Shepp gehören Marximus, Black Power und die Liebe zum Brauchbaren. „Kunst“ mag Shepp nicht machen. „Das ist bourgeois“, sagt er, „in dem Sinn, daß Kunst aus einem Überfluß an Zeit erzeugt wird.“ Zeit hatte Shepp nie zuviel.

Heute spielt er mit Horace Parlan (Piano), Wayne Dockery (Bass) und Marvin Smith (Drums). scha

23 Uhr, Schauburg

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