Tosca, Koks und echte Dolche

■ „Chaos in Manaos“ hat am Freitag Premiere / Halbe Enthüllungen des Librettisten

Wenn sich am Freitag, den 13. die Sonne senkt, dann geht es auch in Bremen um: das Phantom in der Oper. Im Modernes will es dann auftauchen und die Uraufführung des Musicals „Chaos in Manaos“ kräftig aufmischen. Welche Musical -Machenschaften, welche Millionendinger jetzt an der Weser ins Rampenlicht kommen, darüber informierte uns der Autor des Librettos: Der Mann mit der Maske. Wir bitten um Verständnis dafür, daß wir seine Identität hier -aus fantomalen Gründen -nicht lüften dürfen, doch so viel sei verraten: Man munkelt, daß der Mann mit der Maske und der Bremer Krimi- und Hörspielautor Jürgen Alberts viel miteinander zu tun haben.

taz:„Chaos in Manaos oder Das Fantom in der Oper“, der Titel verspricht eine wilde Geschichte.

Der Mann mit der Maske: Ja, sicher. Man sollte vielleicht mit der Vorgeschichte anfangen. Als mich im Oktober letzten Jahres Frank Jungermann (der hier all die Jahre Sommertheater gemacht hat), gefragt hat:„Mensch, haste nicht Lust, dem Hamburger Fantom eins auszuwischen? Wir könnten doch in Bremen ein eigenes Fantom auf die Bühne bringen...“ Da dachte ich, na, ein Musical ist ja nicht gerade das, was ich sonst schreibe. Da habe ich mir erstmal das Buch von Gaston Leroux gekauft, auf dem ja auch das Hamburger Phantom beruht und das Libretto von Andrew Lloyd Webber und habe mal geguckt, wie der die Geschichte in ein Musical umgesetzt hat. Dann hab ich mir überlegt: wo kann das Fantom in der Oper spielen, und da fiel mir

das Opernhaus in Manaos ein, das größte und vielleicht verrückteste der Welt. Den Grundeinfall hatte dann Frank Jungermann, der meinte: „Mensch, wie wär es denn, wenn in der Puccini-Oper Tosca mal der Bühnendolch vertauscht wird und wenn es mal eine richtige Leiche gibt!“ Mit einer echten Bühnenleiche im Opernhaus zu Manaos im Jahre 1903 fängt also das ganze Ding an. Nun gibt es in Manaos den Drogenboß Gonzaga, der mit Kokain gerade eine Aufsteigerkarriere macht, während der Opernbesitzer Guimares mit seinen Kautschukgeschäften auf dem absteigenden Ast ist. Und zwischen beiden steht das Fantom. Was das Fantom ist, kann ich hier nicht verraten, aber soviel: der eine bedient sich des Fantoms, um dem anderen das Opernhaus wegzunehmen. Allerdings gibt es noch weitere Interessen und Interventionen, denn: immer, wenn ein Fantom auftaucht, ist auch eine junge Sängerin da, die entdeckt werden will und natürlich auch die Diva, die das nicht will, eben „Chaos in Manaos“.

Chaos in Hamburg gabs ja bei der Premiere des Musical -Mammutspektakels „Das Phantom der Oper“. Gibt es etwa einen Zusammenhang zum Bremer Fantom?

Ich denke, daß es vielleicht eine adäquatere Form von Protest ist, dieser Aufführung in Hamburg etwas Kreatives entgegenzusetzen als sich Straßenschlachten zu liefern. Wir wollen jetzt nicht mit denen in Hamburg in einen Wettkampf treten. Das Entscheidende für uns ist zu zeigen, daß man auch mit wenig Geld und Phantasie etwas auf die Bühne

bringen kann. Wofür die in Hamburg 140 Millionen gebraucht haben, hatten wir nur 50 000 Mark.

Und was ist euch das Wichtigste?

Daß es ein Augenfest wird. Wer mischt in der Bremer Produktion mit?

Die Musik stammt von Jan Christoph und Michael Jaschke, zwei Bremer Entdeckungen. Auf der Bühne stehen 17 Leute, bis auf Regisseur Frank Jungermann und Karl Korter, der den Dedektiv Hercule Poirot spielt, sind das alles junge Leute, die namentlich noch nicht so bekannt sind.

Warum tragen Sie eine Maske?

Masken haben eine besondere Funktion: verstecken und Rollen spielen, amüsieren. Und im Stück ist es halt auch so, daß das Fantom in verschiedenen Masken auftaucht, jeder in seiner Rolle eine

Maske trägt. Ich will auch meine Rolle spielen: ich bin der Autor, der die Maske trägt.

Bei soviel Nebulösem, können Sie da nicht wenigstens den Schleiers des Geheimnisses um das Fantom ein wenig hochlüpfen?

Nein, wirklich nicht.

Unser Fotograph Jörg Oberheide durfte übrigens das

geheimnisumwobene Fantom bereits hautnah erleben. Während er bei der ersten Präsentation von „Chaos in Manaos“ fleißig

knipste, ertönte plötzlich Wagner-Musik, worauf das Phantom voll Pathos erschien und nebenbei den guten Jörg fast mit

seinem Sargdeckel erschlagen hätte! In solchen Fällen

erschrickt selbst ein Fantom und entschuldigt sich.

Fragen: ecw