Au weia, Safari

■ Safaribusfahrer, Montag 9.7., 21.55 Uhr, ARD

Schon der Name des Protagonisten, James, assoziiert Dienstbotentum und Servilität. Der 42jährige Kenianer vom Stamm der Kikuyu ist in der Tat der Diener weißer Herren und Damen - er karrt sie durch sein Heimatland und zeigt ihnen die Tier- und Menschenwelt. Nach langen, oft mehr als acht Stunden und über 700 Kilometer langen Fahrten durch die Savanne liefert der zuverlässige Touristenaskari seine Schutzbefohlenen in ihrem Lodge ab und zieht sich zurück in die schlichtere Umgebung des nächsten Dorfes, wo das Essen „afrikanisch“ ist, er sich unter Landsleuten befindet, wo er, so sagt er, „frei“ ist. Er ist höflich und hilfsbereit zu seinen Fahrgästen und bewahrt dennoch eine leicht unterkühlte Distanz. Der Film des WDR-Korrespondenten in Nairobi, Helmut Grosse, zeigte nachdrücklich, warum: Noch immer benehmen sich Touristen - „vorgeführt“ wurden deutsche Weltreisende - wie Kolonialherren im Kral, begaffen nicht nur, sondern betatschen alles und jede/n, finden die kleinen Negerlein unheimlich süß und erzählen sich erstunkene und erlogene Greuelgeschichten über die Nahrung der Eingeborenen - „Die leben im Grunde von Milch, versetzt mit Urin“ bramarbasiert ein weltläufiger Reiselustgreis mit Landeskennermiene.

Wir kennen dieses Gesocks: Betuchtes Akademikertum mit liberaler Grundhaltung und der Sensibilität eines Krückstocks. Als Weitgereisten tragen sie ihren Kosmopolitismus wie Mundgeruch vor sich her. Überall kennen sie sich aus, wissen Bescheid und haben dennoch keine Ahnung von dem, was in den Menschen vorgeht, die sie zur zoologischen Attraktion reduzieren. „Wir nix Tiere hier“, ruft ein Dorfbewohner den weißen Stoßtrupps zu; allein es wird nicht viel helfen, solange die Behörden seines eigenen Landes den Erwartungen dieser kurzbehosten Sockenschußligen entgegenzukommen trachten, indem sie beispielsweise Kamele aus dem Norden an die kenianische Küste verfrachten, um den Exotikfaktor zu erhöhen oder stolze Massaikrieger zu Dschungeltanzbären abrichten.

Mit dem nötigen Biß dokumentierte Grosse das Fehlverhalten beider Seiten und sprach die noch kaum zu ermessenden Folgen an. Ein weiterer Filmbericht könnte sich nun einmal damit beschäftigen, warum die weißen Eroberer noch immer nichts gelernt haben und sich um die örtlichen Sitten und Normen einen Dreck scheren. Informieren die Reiseveranstalter zu wenig? Sind die Wanderer zwischen den Welten zu arrogant, sich mit der Kultur des besuchten Landes auseinanderzusetzen? Ein komplexes, aber nicht unerforschliches Thema harrt der Bearbeitung.

Herr Dittmeyer