CSU im Schwitzkasten sucht Kriegsbeil

■ Parteibasis verbrüdert sich mit CSU-Landesverband Sachsen / Parteispitze gibt klein bei / CSU-Ableger DSU soll auch in West-Berlin antreten / Berliner CDU-Chef droht mit Marsch nach Bayern

Von Luitgard Koch

München (taz) - Eigentlich wollte die CSU es partout „nicht dulden“, daß die übereifrigen Strauß-Anhänger in Sachsen gestern ihren CSU-Landesverband gründeten. Aber als CSU -Generalsekretär Huber das selbst mit seinem Blitzbesuch nicht verhindern konnte, erteilte er ihnen die Absolution: „Weil die Menschen mit Strauß als Vorbild arbeiten wollen“, soll es nach dem Willen der CSU-Oberen zu einer „brüderlichen Einigung kommen“, verkündete er wenige Tage vor dem CSU-Parteitag am kommenden Wochenende.

Ebensowenig wie die Sachsen konnte die Parteispitze ihre eigene Basis zurückhalten. Aus der Oberpfalz fuhr gleich ein ganzer Bus zur Gründungsversammlung. Einzig der Amberger CSU -Landrat Hans Wagner wagte es doch nicht mit in die DDR zu fahren, nachdem er von der CSU-Zentrale Druck bekommen hatte.

Huber erklärte jetzt, daß die Vogtländer bei den Wahlen nur auf CSU-Listen kandidieren könnten. Außerdem habe ihm der kommissarische Vorsitzende der CSU-Sachsen, Manfred Helbig, versprochen, nichts ohne Absprache mit der Münchner Zentrale zu unternehmen.

Aber nicht nur die Sachsen bringen die Schwarzen in die Bredouille. Streit gibt es nach wie vor mit dem Berliner CDU -Chef Diepgen. Nachdem dieser die CSU-Satellitenpartei DSU zur Selbstauflösung aufforderte und verlangte, die DSUler sollten zur CDU überwechseln, waren die Schwarzen verärgert. Diepgen solle sich lieber darum kümmern, daß seine „CDU in Berlin für die Bürger wählbar ist“, konterte Huber. Außerdem sprach er Diepgen jegliche „strategisch Fähigkeit“ ab, denn die DSU sei dazu da, das konservative Wählerpotential auszuschöpfen. Als Retourkutsche kündigte Huber an, daß die DSU bei den Landtagswahlen auch in West-Berlin antreten werde. „Wenn Berlin ein gemeinsames Wahlgebiet wird und seine Teilung politisch überwindet, darf es keine parteipolitische Teilung mehr geben“, so Huber.

Mit der CDU-Spitze sei im Juni vereinbart worden, daß die DSU zu Landtagswahlen, aber nicht zu Bundestagswahlen in ganz Berlin antritt. Diepgens Drohung, die CDU werde dann auch in Bayern einmarschieren, nahm Huber nicht ernst. Diepgen habe „von sich aus das Kriegsbeil ausgegraben“. Gleichzeitig warnte er die CDU davor eine „emotionale Gegnerschaft aufzubauen“.