„Laß du doch das Klavier in Ruhe...“

■ Jubilatio auf vier Zeilen und einen Wellen-Macher

Haben wenigstens damals seine literarischen Mit-Zirkler ihn mit Blümlein besteckt und in die Luft geschmissen, den Weichberger? Schon wegen der vier Zeilen, mit denen sein Gedicht „Abschied“ anfängt. Radio aus. Setzen. Doppelpunkt. „Laß du doch das Klavier in Ruhe; Das hat dir nichts getan; Nimm lieber deine Gummischuhe und bring mich an die Bahn.

Geht das noch kürzer? Versuchen Sie's. Oder ändern Sie was, und sei's ganz klitzewinzig. Da geht es kaputt. Lernen Sie's auswendig, und Sie haben was, wenn Sie nasse Augen brauchen. Tucholsky war ganz weg.

Auch in dem neuen „Wellen„-Bändchen sind echte Weichberger. Und andere Gedichte, die meisten so herzergreifend knapp ganz danebengehauen. Von Leuten, die Amico Schilling hießen und Käthe von Pricht, was die bremische Domorganistin war, wissen Sie. Und supermoderne Schnitte in Linoleum und Holz. Und Landespolitik, spitzig befußnotet, und bremisches Kultur -Klein. Lauter Dachbodendurcheinander aus der Rumpumpel -Zeit.

Ein schönes Lied auf Vers-Stelzen ist auch drin, mit dem Dröhnetitel „Flavius STILICHO, der Wandaler“, das ist eine von Weichbergers sorgsam geschrullten Hinüber-und Herübersetzereien, mit denen er Goten- und Amazonen- und Skythenliedgut original gerettet hat. Er jedenfalls glaubte das und widmete solches der Reihe nach den Universitäten der Welt von Lund bis Salamanca. Verwünscht sollen sie sein, wenn sie sich nicht bedankt haben dafür.

Und dann schreibt er wieder über seine Astronomie und gegen den Senator Spitta und über das ganz Göttliche, was man „nicht in Schriften und Testamenten suchen“ muß, sondern es ist in der Welt, in einem „lieben Gesicht“, im nächstbesten Bett und erst recht, da muß er gleich wieder beweisen, wie: in der Zahlentheorie. Sagen wir mal ruhig: in Ihnen schon auch, lieber Weichberger. M. Dworscha