Die Japaner kommen nicht

■ Warten auf die Privatisierung / Tokio will keine Regierungsgarantien geben / Japanische Klagen über Kompetenzwirrwarr und wirtschaftliches Chaos

Der japanische Run auf Osteuropa ist ausgeblieben. Japanische Firmen liefern sich harte Konkurrenzkämpfe mit westeuropäischen Firmen, versuchen, mit Dumpingpreisen den amerikanischen Markt zu erobern, doch in Osteuropa halten sie sich zurück. Vor kurzem erst erklärte Daihatsu die Verhandlungen mit der Warschauer Autofabrik FSO Zeran für beendet, wegen „Kompetenzwirrwarr und völligem wirtschaftlichem Chaos bei der Entscheidungsfindung in Polen“, wie sich ein Daihatsu-Sprecher in Tokio zur großen Empörung der polnischen Presse ausdrückte.

Der wahre Grund ist allerdings eher darin zu suchen, daß Tokio sich weigerte, das geplante Joint-venture mit Regierungsgarantien abzusichern. „Unsere Regierung macht keine Wirtschaftspolitik aus politischen Gründen“, meint Teruo Matsumoto, japanischer Korrespondent in Warschau, „daher wagen die großen Unternehmen sich auch nicht nach Osteuropa, das Risiko ist zu groß. Außerdem warten wir auf die Privatisierungsgesetze. Es muß klar sein, wie die Besitzverhältnisse sind, sonst kann man als ausländischer Investor sein blaues Wunder erleben. Um so mehr, als japanische Unternehmen sich nicht mit 50.000 Dollar Grundkapital abgeben, wenn japanische Konzerne kommen, dann gleich richtig.“ In Polen, so sagen viele Geschäftsleute aus Nippon, fehle es außerdem an der notwendigen politischen Stabilität, und ein Abkommen zwischen Polen und Japan über Gewinntransfer und Investitionsschutz fehle ebenso. Das von Polen so gern angeführte Argument von billigen Arbeitskräften zieht bei Japans hochautomatisierten Betrieben ohnehin nicht sehr. Alles in allem fällt Matsumoto keine einzige bedeutende Investition japanischer Unternehmen in Osteuropa ein, abgesehen von einem kürzlich erst unterschriebenen Joint-venture von Suzuki in Ungarn. Aber dort ist die Lage auch stabiler, Kapitaltransfer für Ausländer fast unbegrenzt möglich und die Privatisierung schon in vollem Gang. Was man von Polen, der UdSSR oder Bulgarien nicht gerade behaupten kann.

Klaus Bachmann