Vorsicht Teuerung

■ Tips von der Pinnwand der taz-KorrespondentInnen

FAHRPLAN

Aus Warschau Klaus Bachmann

Da waren wir nun so leichtsinnig und haben alle Sommerfrischler nach Polen eingeladen, zum Essen noch dazu (siehe letzte Eurotaz aus Polen), ohne dazuzusagen, wie teuer hier alles geworden ist. Klar, Meckern über Preissteigerungen gehört zum ständigen Arsenal eines Korrespondenten, von wegen mehr Geld für Spesen. Aber ich wette, außer in Südamerika hat kaum noch jemand eine solche Teuerung mitgemacht wie wir hier in Warschau in den letzten Monaten. Und vor allem - zum erstenmal haben die harten Währungen nicht mitgezogen. Man stelle sich vor: Der DM-Kurs bleibt stabil, aber die Inflation läuft: Januar 70 Prozent, Februar 40 Prozent, März 8 Prozent usw... Die polnischen Reallöhne sanken um circa 30 Prozent in diesem Zeitraum, aber die Teuerung in Hartwährung stieg auf über 200 Prozent. Wer als Tourist heute noch glaubt, in Polen billig Urlaub zu machen, hat sich geschnitten. Zugegeben, das Essen ist noch etwas billiger als im Westen, aber schon bei den Hotels fängt's an: Unter 100 Mark geht kaum noch was. Bisher gab's nämlich zwei Preise: Ein Preis für Ausländer, einer für Polen. Polen zahlten in einem Orbis -Hotel mit mehreren Sternchen umgerechnet 8-10 Mark, Ausländer 80-100. Manche Polen ließen sich da für ihre westlichen Verwandten ins Meldebuch eintragen, um denen die Ausgaben zu ersparen, manchmal sogar Taxifahrer, gegen erhöhten Tarif. Dann kam das Finanzministerium und erklärte das für illegal: Diskriminierung von Ausländern. Da freuten sich alle, besonders die Ausländer, daß sie künftig so wenig wie die Polen zahlen würden. Weit gefehlt, jetzt verlangt Orbis auch von den Polen 80-100 DM. Da meint die polnische Presse: Diskriminierung von Inländern. Nicht nur die Hotels sind inzwischen bei niedrigerem Standard teurer als vergleichbare im Westen, das gleiche gilt auch für Ferienhäuser. Inzwischen sind Ferien in Privatpensionen in Österreich schon billiger als in Polen, von Lebensmitteln gar nicht zu reden. Billiger als im Westen ist für Touristen höchstens noch Taxifahren (aber nur, wenn der Taxifahrer nicht merkt, daß man Ausländer ist), Binnenflüge (ca. 100 DM von Warschau in eine beliebige Stadt mit Flughafen, in eine Richtung), Museen, Ausstellungen, Theater, Kultur ebenfalls. Selbst die Lieblingsbeschäftigung westdeutscher Autofahrer in Polen, das Rasen, wird teuer. Bisher kostete eine schlichte Geschwindigkeitsüberschreitung umgerechnet sage und schreibe 50 Pfennige. In Kürze werden es immerhin 40 Mark werden. Also lieber Bahnfahren - das ist immer noch billig, Berlin -Warschau erster Klasse: 40 DM. Sollte sich der Preis inzwischen erhöht haben, ist Polens Inflation daran ausnahmsweise nicht schuld - Sie wissen schon: Währungsunion. Wer sich trotzdem entschließt, nach Polen zu fahren, dem wollen wir hier mal etwas mehr empfehlen außer Mazuren und Danzig. Da gibt es nämlich um Stettin für Radler ganz hervorragend geeignete Wälder. Überhaupt: Seit die Tschechoslowakei seit 1.Juli den visafreien Reiseverkehr eingeführt hat, können wir Ausflüge nach Zakopane nur empfehlen - nun kann man auch auf die slowakische Seite hinüberwechseln. Zakopane ist eigentlich Wintersportgebiet, ist aber für Alpenfreunde, Wanderer, eventuell Kletterer nicht weniger attraktiv, zumal es zur Zeit noch mehr freie Plätze als im Winter gibt. Das Gebirge ist fast genau so hoch wie die Alpen, touristisch erschlossen, wenn auch nicht in dem Maß wie das Matterhorn oder der Montblanc. Selbst wilde Braunbären gibt's da noch. Ja, und für Kulturfreunde haben wir auch ein paar Rundgänge in den Städten parat: In Krakau mal nicht die Altstadt, sondern Kazimierz, das Judenviertel mit anschließender Weichselfahrt zum mittelalterlichen Kloster Tyniec; die Altstadt von Zamosc ganz im Osten Polens, und im Herbst dann im Warschau - das Jazz-Jamboree, eines der renommiertesten Jazz-Festivals in Europa.