Hecht im Medienteich

■ Deutschlands kümmerlicher Loch-Ness-Ersatz

Rieseby (taz) - Was in diesem Jahr im übrigen Deutschland fehlt, gibt's in Schleswig-Holstein - das mediale Sommerloch: Es liegt beim Dorf Rieseby auf der Ostsee -Halbinsel Schwansen. Dort wollen vor einigen Tagen drei Angler einen kapitalen Hecht in einem Baggersee entdeckt haben. Das Loch wurde für den Badebetrieb gesperrt, denn das angeblich 1,30 Meter lange Ungetüm könnte Kinder anknabbern, verkündete die Ordnungsbehörde.

Ganze Heerscharen von Fischern und Anglern machten vor den Kameras von etlichen Pressefotografen und einem Fernsehteam des Norddeutschen Rundfunks Jagd auf den Hecht, aber sie blieben erfolglos. Auch drei Kampfschwimmer der Marinetaucherkompanie Eckernförde förderten außer einem alten Sofa nichts zutage.

Am Mittwoch abend dann kam die Erfolgsmeldung aus unverhoffter Ecke. CDU-Generalsekretär Conrad teilte mit, der „Schrecken von Rieseby“ sei gebannt. Mitglieder des CDU -Ortsverbandes hätten den Hecht nächtens mit Hilfe eines Sexuallockstoffes ausgetrickst und in ein anderes Gewässer gebracht. Der Sprecher der Landes-SPD, Uwe Danker, reagierte unverzüglich: Im Interesse von Millionen schleswig -holsteinischer BadefreundInnen müsse der CDU-General erklären, „in welchem Tümpel sein Hecht jetzt dümpelt“.

Jürgen Oetting