Pöhl: Geldumstellung war problemlos

Ost-Berlin (taz) - „Die Währungsumstellung lief reibungsloser, als ich selbst geglaubt habe“, bekannte Bundesbankpräsident Karl-Otto Pöhl gestern nach der ersten Sitzung des Zentralbankrates in Ost-Berlin. Gemeinsam mit DDR-Ministerpräsident de Maiziere und den beiden Finanzministern Waigel und Romberg erörterten die Bundesbanker die finanzpolitische Situation der DDR zehn Tage nach der Währungsunion.

Pöhl lobte abermals das „maßvolle Verhalten“ der DDR -BürgerInnen. Bisher ist erst knapp die Hälfte der 25 Milliarden D-Mark Bargeld, die von der Bundesbank in die DDR geschafft worden waren, abgehoben worden. Demgegenüber ständen sogar bereits neue Einzahlungen von DDR-BürgerInnen, die ihr Geld lieber anlegen wollten. Mehr Probleme bereite die Liquiditätsversorgung der Betriebe, da in der DDR häufig noch nicht die nötigen Kreditunterlagen vorlägen.

Die meisten DDR-Betriebe werden beispielsweise erst im weiteren Verlauf dieses Jahres ihre Eröffnungsbilanz vorlegen. Zwar hat die DDR-Treuhandanstalt speziell für kurzfristige Überbrückungskredite eine Bürgschaft übernommen, doch haben die Betriebe Schwierigkeiten, ohne staatliche Garantien Kredite für längerfristige Investitionen oder auch nur für den Kauf von Produktionsmitteln zu bekommen.

Für die Probleme fühle er sich aber nicht zuständig, sagte Pöhl, das sei Sache der Regierungen. Die Bundesbank werde auch weiterhin „unabhängig“ ihre Geldpolitik - mit dem Staatsvertrag nun auch für die DDR - machen. Mit 15 Filialen und 1.400 Beschäftigten, davon 1.100 aus der DDR, nimmt die Bundesbank in der DDR ihre Währungshoheit wahr. Dies ist nur ein vorläufiges Konstrukt, allerdings wird erwartet, daß auch im zweiten Staatsvertrag noch kein endgültiges Konzept für eine gesamtdeutsche Notenbank steht.

Pöhl sieht auch für die Zukunft keine größeren Schwierigkeiten in finanzpolitischer Hinsicht. Die neuesten Inflationsraten von 2,3 Prozent seien fast „Weltspitze“, und diese Werte würden sich nicht wesentlich verändern. Allerdings steigen laut statistischem Bundesamt Mieten und die Preise für Lebensmittel wesentlich stärker.

Jan Lerch