Keiner will schuld sein

■ Eine große Konfusion namens Marktwirtschaft

Die westlichen Partner der DDR-Handelsketten HO und Konsum, so hört man, hätten die Vermarktung von DDR-Obst stark eingeschränkt. Anruf bei Rewe in West-Berlin, einer der Ladenketten, die sich bei Konsum eingekauft haben. „An uns liegt es nicht“, heißt es dort, „wir versuchen seit letzter Woche, Kirschen aus Werder zu kriegen. Wenn Sie Kontakte haben, wunderbar, unser Einkäufer hat die Telefonnummer 60004226. Und daß die Konsum-Filialen kein DDR-Obst verkaufen, liegt daran, daß sie nicht mehr dezentral von den LPGs beliefert werden.“

Anruf beim Vorstandsvorsitzenden der Konsum-Kette. „Vor der dezentralen Belieferung wurden natürlich zentrale Verträge geschlossen“, korrigiert er. Eine Offerte der LPGs habe für dieses Jahr jedoch nicht vorgelegen. Sollten die Genossenschaftler däumchendrehend auf ihrem Kirschberg sitzen? Das scheint unvorstellbar. „Naja“, räumt er ein, „früher wurde das über die Obstsammelstellen abgewickelt, die sind jetzt geschlossen. Nun müssen die Betriebe eben selber lernen, ihre Produkte zu verkaufen. Und der Angebotspreis darf nicht so hoch sein.“ Sollten die LPGs und GPGs wirklich zuviel verlangt haben? „Nein, so kann man das auch nicht sehen. Es liegt einfach an der Konfusion, die man Marktwirtschaft nennt und die wir noch nicht beherrschen.“

usche