Rumänisches Kind ist nicht erwünscht

Berlin (taz) - Die Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes und des Maltheserhilfswerkes haben es schon schwer. Zwar sind sie beauftragt, auch in Rumänien Hilfe für Menschen, gerade im medizinischen Bereich zu leisten, doch kommt es wirklich einmal darauf an, läuft nix. Denn in den Zentralen der milliardenschweren „Hilfsorganisationen“ ist man wählerisch. Nicht bei jedem Notfall wird Hilfe geleistet. Da muß die PatientIn schon deutscher oder rumäniendeutscher Abstammung sein.

So geschehen im Falle eines Kindes aus Cluj (Klausenburg). Das nach Ansicht rumänischer Ärzte an akuter Kinderlähmung schwer erkrankte und mit dem Tode ringende Kind, dem in Deutschland Hilfe zuteil werden könnte, ist nur durch den Einsatz einer kleinen, privaten Hilfsorganisation, der „Kinderhilfe Rumänien e.V. Sandesneben“ gerettet worden. Die „Kinderhilfe“ trieb in einer Blitzaktion innerhalb von 16 Stunden 30 000 DM für den Rettungsflug nach Gießen auf. Die Organisation müßte nun auch die Krankenhauskosten übernehmen, würden ihr nicht die Ärzte entgegenkommen.

Denn obwohl die Vertreter der Hilfsorganisationen vor Ort von der Zentrale des Roten Kreuzes forderten, das Kind sofort auszufliegen, reagierten die Verantwortlichen nicht. Auf Nachfrage der Kinderhilfe Rumänien fragten sie zurück: „Hat das Kind denn deutsche Abstammung?“ Es hatte nicht. Nur für „deutsche“ Kinder würden Kosten rückerstattet. Und damit ist für die Hilfsorganisationsbürokraten der Fall erledigt. Ist dieser Vorfall nur ein Zeichen für die Herzlosigkeit der über die Spendengelder der Bevölkerung verfügenden Bürokraten oder sogar ein weiteres Symptom für die „nationale“ Stimmungslage hierzulande?

Erich Rathfelder