Mit Altkleidern gegen Ausgrenzung

■ „Innovative Arbeit“ will Langzeitarbeitslosen neue Perspektiven bieten

Sozialarbeit, Umweltschutz und Geschäftstüchtigkeit, wie verträgt sich das? Indem man eine Firma gründet, in der Langzeitarbeitslose ein Müllproblem lösen. In der letzten Woche stellte sich das Projekt „Innovative Arbeit“, in dem Arbeitslose durch die Bearbeitung von Altkleidung in Brot und Lohn kommen, der Öffentlichkeit vor. Unter strahlender Sonne im Innenhof der Werkstätten in der Hemelinger Bahnhofsstraße erfreute eine Modenschau mit Altkleidern das zahlreich erschienene Publikum.

Altkleider sollen nicht in den Müll. Deshalb werden sie von „Innovative Arbeit“ seit Anfang dieses Jahres eingesammelt oder vom DRK, ASB, AWO oder DLRG angenommen. Die Kleider werden dann nicht einfach weiterverkauft, sondern in den Werkstätten der „Innovative Arbeit“ sortiert und verarbeitet. Dabei kommen viele Arbeitskräfte zum Einsatz, hauptsächlich Menschen, die lange - zwischen drei und zehn Jahren - keine Arbeit hatten, darunter viele Ältere, Behinderte und einige, die im Knast waren oder aufgrund von Sucht

problemen nicht mehr arbeiten konnten.

Ein großer Teil der noch gut erhaltenen Kleidung wird in einer Nähwerkstatt auf den Stand der Mode gebracht, um wieder verkauft zu werden. Dabei sollen in erster Linie Menschen bedacht werden, deren Budget nicht üppig genug ist, um in der Obernstraße kaufen zu können. Andere, gut erhaltene Kleidung ist für die Katastrophenlager der Hilfsorganisationen bestimmt. Aus einem weiteren Teil der Altkleider werden Putzlappen gemacht, mit denen die Bremer Behörden und Betriebe blankgeputzt werden sollen. Nur ein minimaler Rest wird endgültig für den Müll aussortiert. Aber da suchen die Beschäftigten der „Innovative Arbeit“ noch emsig nach Methoden, auch diesen Rest noch weiterverarbeiten zu können. 66 Menschen sind mit der Organisation, den Altkleidern und elf in der Verwaltung beschäftigt. Die meisten von ihnen sind über ABM-Mittel, als BSHG-19 Kräfte angestellt oder werden über den EG-Sozialfonds bezahlt.

Die Idee des Projektes ist aus

dem Frust von Sozialarbei terInnen des Vereins für Bewährungshilfe, der Wohnungshilfe und dem Verein Hoppenbank hervorgegangen: Wie können Menschen aus dem Kreislauf Arbeitslosigkeit, Armut und den Folgeproblemen herauskommen, wenn es keine Arbeitsplätze für sie gibt? Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband half kräftig bei der Organisation und Beschaffung von Mitteln mit.

600.000 Mark spendierte die Aktion Sorgenkind für den Kauf des Gebäudes. Die Sparkasse gewährt Kredit für die nicht öffentlich abgedeckten Personalkosten. Der Arbeitssenator gab 450.000 Mark für Investitionen. Der Sozialsenator gewährte einen Kredit für Betriebsmittel in Höhe von 200.000 Mark. Und zum ersten Mal machte der Wirtschaftssenator sein Versprechen wahr, vom Gesamtvolumen der Wirtschaftsförderungsmittel „den Zehnten für die Armen“, also beispielsweise für Beschäftigungsprojekte, auszugeben. Das sind in diesem Fall 150.000 Mark. Bis 1995 sollen 50 feste Arbeitsplätze geschaffen werden. bea