Gruselonkel mit Mäusezähnchen

■ „Stephen King - King of Horror“, Samstag, Hessen3, 22.05Uhr

Nicht an Vampire oder Werwölfe, sondern an Mörder und psychopathische Killer glaube er. Daran, daß einer an deiner Tür klingelt und dich absticht. Oder dir eine Bibel verkauft, deren logische Ergänzung ein Revolver ist. Das Glaubensbekenntnis eines Erfolgsautors, der, analog zur Alienhysterie der 50er, heute die Psychopathologie des Alltags kolportiert. Mitunter auf sympathische Weise, zugegeben. Zu seinem Roman Sie, der von einem Horrorautor handelt, der als Strafe für seinen Ausflug ins ernstere Fach von einem weiblichen Fan an Gliedmaßen und Schreibmaschinentypen gleichermaßen verstümmelt wird, bekannte sich sogar Reich-Raanicki-Nachfolger Schirmacher.

„Was ist mit 'Carry‘?“ fragt der Interviewer. „Psychokinese“, antwortet King mit laxer Geste. Wie ein Klempner, der unser Abflußrohr repariert, hantiert Stephen King mit Versatzstücken und Kompensationsängsten. Den Belgiern Martin Coenen und Jacki Claeys gelingt es, King in einer privaten, lockeren Stimmung zu erwischen. So erzählt er uns etwa, wie sein Vater Zigaretten holen gehen wollte, als er, Stephen, gerade zwei Jahre alt war. Seitdem sei er nicht zurückgekommen. Auch der Vater habe Gruselgeschichten für Schundmagazine geschrieben. Talent als Erblast. Heute schreibt King nur noch morgens von acht bis zwölf Uhr, nachdem er sich seine Dosis Rock'n'Roll reingezogen hat.

Alles schön und gut. Wir erleben einen sympathischen, fast kleinbürgerlich gebenden Rock-und-Roll-Liebhaber, der stets genug Geld einsteckt, „um sich eine Jeans zu kaufen“ und uns warnt, daß man sich nie auf Maschinen verlassen soll, weil sie dafür gemacht sind, im entscheidenden Augenblick zu versagen. Irgendwann jedoch beschleicht einen während dieses mittelmäßig dahinplätschernden Porträts das Gefühl, daß all die moderaten, plausibel klingenden Antworten, das lockere, entspannte Image, das uns da vermittelt wird, gar nicht anders sein könnte. Es ist, als hätten Interviewer und Interviewter eine Art Übereinkunft getroffen, noch bevor sie das erste Mal miteinander telefoniert hatten. Der ganze Gestus, die Antworten und auch die Fragen sind im Grunde so festgelegt, als fragte man Eduard Zimmermann, warum er sich derart für die Gerechtigkeit einsetze. Jemand, der tatsächlich den Garten voller Leichen und im Keller eine Folterbank stehen hat, läßt sich mit Sicherheit nicht derart telegen interviewen. Vielleicht jedoch hat uns der gute Herr Stefan König nur geschickt getäuscht und wetzt die Messer, sobald die Kamera wieder abgeschaltet ist...

Rie