Siggi Freuds Prototypen

Zwei schlechte Nachrichten aus dem Großstadtdschungel New York: Sie haben den Dartman gefangen, den Zodiac-Killer aber nicht. Erinnert ihr euch noch an Dartman, diesen eher harmlosen Irren, der seit dem 26. Juni sein merkwürdiges Spielchen trieb? Er bastelte aus Steck- oder Nähnadeln und ein bißchen Papier kleine Pfeilchen, die er durch einen Strohhalm gutbetuchten Damen in den Hintern blies. Der Mann war nicht gefährlich. Seine Opfer kamen mit einem kleinen Piekser davon. Die meisten von ihnen bemerkten das Attentat erst zu Hause, wenn ihre Angehörigen das Papier entdeckten, das der Dartman am Ende der Nadeln befestigt hatte, um sie im Gleichgewicht

zu halten. Dartman hatte seinen eigenen Geschmack und feste Gewohnheiten. Er suchte sich nur Frauen aus, die exklusive Röcke oder Kleider trugen. Immer waren die Opfer in männlicher Begleitung, und mit einer Ausnahme waren alle weiß. Der alte Wiener Kokser Siggi hätte sich alle Finger nach dem Burschen geleckt.

Dartman war alles andere als blöde. Er war kein Frühaufsteher, er wartete auf den Nachmittag, um zuzuschlagen. Zwischen 16.00 und 19.00 Uhr wurde er aktiv. Dann quollen die Bürgersteige des Büroviertels zwischen der 56. und der 25. Straße über von Yuppies. So konnte er nach einem Blasrohrangriff blitzschnell untertauchen. Aber die Cops schafften es, ein Phantombild anzufertigen. Danach war Dartman ein ca. 30jähriger Schwarzer mit gepflegtem Vollbart, etwa 1,75 Meter groß. Eine gna

denlose Jagd begann. Die New Yorker Regenbogenpresse, die ihm den Namen gegeben und ihn damit in die Nähe des Comic -Helden Batman gerückt hatte, gab dem Druck der weiblichen Yuppies nach. Für sie war Dartman jetzt nur noch ein „ver

klemmter, niederträchtiger Frauenbelästiger“. Lisa Slika, die gute Seele der Selbstjustiz, Chefin der Wachtruppe „Guardian Angels“ setzte 50 Freiwillige ein. Doch die Cops waren schneller, letzten Mittwoch schnappten sie Dartman.

Die mieseste Made, die sich zur Zeit durch den Big Apple bohrt, der Zodiac-Killer, konnte immer noch nicht gefaßt werden. Der Esoterik-Mörder, der geschworen hat, für jedes der 12 Tierkreiszeichen einen Menschen umzubringen (bisher ein Toter und drei Schwerverletzte) kann weitermachen. Die Cops sind hilflos. Sie starteten zwar eine großangelegte „Operation Wachhund“ und setzten ein paar Lockvögel auf den geheimnisvollen Schützen an, aber außer den Kosten in Höhe von 30.000 Dollar war die ganze Sache ein Flop.

Karl Wegmann