Zwischen Kraal und Stapelwohnung

■ Texte und Bilder von zimbabwischen Kindern im Überseemuseum

„Wenn ich aus der Schule komme“, berichtet Brighton Mugonera, 9 Jahre, “ weide ich eine Ziegen-und Rinderherde. Eines Tages bin ich auf die Suche nach wilden Früchten gegangen, da sah ich plötzlich eine große Schlange, die war so groß, daß ich ihren Schwanz nicht sehen konnte!“ Zuerst war Brighton gelähmt vor Angst, dann rannte er davon. Die Herde hatte derweil das Nachbargrundstück verwüstet, und die Großmutter, mit der Brighton in einem Kraal wohnt, mußte den Schaden bezahlen. Nie

wieder will Brighton nach wilden Früchten suchen.

Brighton ist einer von den SchülerInnen aus Zimbabwe, die mit ihren LehrerInnen zum Thema „10 Jahre Zimbabwe“ Bilder gemalt haben und für die Kinder in Bremen etwas über ihr Leben aufgeschrieben haben. Bilder und Texte sind zur Zeit im Foyer des Übersee-Museums zu sehen. Sie erzählen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und von schrecklichen Erinnerungen an den Befreiungskampf. Bauern mit Hacke und Esel in fruchtbarer

Landschaft stehen den Errungenschaften „moderner Zivilisation“ - Hochhäusern, rauchenden Fabrikschornsteinen, Autos und Asphaltstraßen gegenüber. Ernst dreinblickende Fabrikarbeiter und Männer in steifen Anzügen bevölkern die Bilder. Sind die industriellen Zukunftsvisionen mit Trauer oder Hoffnung verbunden?

Tsitsi, 9 Jahre, erzählt, wie sie vom Land in die Stadt gezogen ist. „Da waren riesige Wohnstätten, in denen die Leute übereinander wohnten. Ich wußte nicht, wie sie

in den dritten oder gar zehnten Stock kommen. Aber vor allem die großen Straßen und die vielen Autos! Ich fragte mich, wie die Menschen überhaupt solche Straßen überqueren können. Ich war so aufgeregt, daß ich nichts mehr essen konnte.“

Ein Junge hat einen riesigen schwarz-weißen Bus gemalt und einen Mann im blauen Anzug, der ihn gerade besteigen will. Über dem Mann eine bunte „Gedankenblase“ mit seinen Erinnerungen: die frühere leichte Bekleidung, das alte Transportmittel, der Esel und das dichte grüne Dickicht von Büschen und Palmen. In Liedern und Gedichten erfahren wir, daß ein Junge sein Fahrrad liebt, daß ein wiedergefundenes Silberstück viele Kinder glücklich machen kann und daß die schrecklichen Fliegen sich weder erschlagen noch ertränken lassen.

„Viele Grüße aus Zimbabwe“ ist die Ausstellung betitelt. Und damit die Kinder in Zimbabwe auch erfahren, wie die Kinder in Bremen leben, werden 18 Bremer Kinder im Rahmen des Ferien-Programms des Übersee-Museums in dieser Woche eine lange, bunte und spannende Antwort schreiben und malen. In der nächsten Woche kann diese Antwort im Übersee-Museum angeschaut werden.

Beate Ram