Nett: Soße mit Quatsch

■ Dicke Salsa-Majestät Tito Puente in der Schauburg / Entschlossen gefeiert

Der inzwischen fünfundsechzig jährige Tito Puente wird gerne als „El Rey“ des Salsa bezeichnet, obwohl er selber derartige Titel nicht so gerne hört. Er meint, daß einen „das wirklich unter Druck setzt“. Am Sonntagabend kann dieser Druck nicht sehr belastend gewesen sein. Das Publikum war vom ersten Augenblick an bereit, den sympathischen, grauhaarigen New Yorker und seine Truppe zu feiern. Und das trotz einer recht miserablen Aussteuerung, der es bis zum Schluß nicht gelang, dem Bläsersatz ein angemessenes Gewicht gegenüber der Perkussion und vor allem dem Bass zu verschaffen.

Gegen derlei Widrigkeiten anspielend schossen die Musiker um

den routinierten Timbales Spieler ein Feuerwerk von latinoamerikanischen Rhythmen und Melodien ab. Darin durfte die legendäre Latin-Version des Drifters-Hits „On Broadway“ natürlich genausowenig fehlen wie das von Santana in den 70er Jahren gecoverte „Oye como va“. Zum Programm gehörten allerdings auch Cu-Bop -orientierte Stücke, in denen die Bläser, vor allem David Rodriguez an der Trompete, Michael Turre an Tenor- und Sopransax und Papo Vasqez an der Posaune ihren jazzigeren Ambitionen nachgehen konnten.

Während Puente gerne kleine Mätzchen an seinen Timbales vollführte, die manchmal schon zu routiniert wirkten, trommelten

John Rodriguez (Congas) und Jose Madera (Bongos) mit reichlich gelangweiltem Gesichtsausdruck. Erst ganz zum Schluß entlockte die Stimmung in der gut besuchten Schauburg auch ihnen mal ein Lächeln. Puente wechselte zwischendurch ans Vibraphon, an dem er aber nicht so überzeugen konnte wie an den Timbales, einem Set von unten offenen Toms, die im Stehen gespielt werden.

Die Gunst eines begeisterten Publikums kennt ja bekanntlich keine Rücksicht, so erklatschten sich die unermüdlichen Salsa-FreundInnen zwei Zugaben. Den Applaus hatten sich Tito Puente und seine Musiker wirklich verdient. Montezuma Schmid