Besetzer akzeptieren Kompromiß

■ Sozialbehörde bietet zwei Wohnhäuser für Räumung des Nawatzkihauses

Im Konflikt um das seit 14 Tagen besetzte Nawatzki-Haus in Bremen-Nord zeichnet sich eine Teil-Lösung ab. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz verkündeten Vegesacks Ortsamtsleiter, Reiner Kammeyer, und Regina Brieske vom Verein für Wohnungshilfe e.V. gestern den erst in der Nacht zum Montag erzielten Kompromiß mit den 20 bis 30 HausbesetzerInnen.

Danach sollen den HausbesetzerInnen als Ersatz für das Nawatzki-Haus, das sich im Privatbesitz des Bremer Vulkan befindet und seit 10 Jahren leersteht, zwei andere Häuser in Bremen Lesum angeboten werden. Ihre genaue Lage wird zur Zeit noch geheim gehalten wird, um die Kaufpreise nicht in die Höhe zu treiben. Mit den derzeit noch privaten Eigentümern soll die Gewosie als größte kommunale Wohnungsbaugesellschaft in Bremen-Nord in Verhandlungen treten. Nach Abschluß der Kaufverträge soll die „Wohnungshilfe e.V.“ mit den Hausbesitzern einvernehmlich über die Vergabe der ca. 12 Wohnplätze entscheiden und reguläre Mietverträge ausstellen.

Hans Christoph Hoppensack, Senatsdirektor und Stellvertreter der zwischenzeitlich in Urlaub gefahrenen zuständigen Sozialsenatorin Sabine Uhl: „Wir gehen davon aus, daß die Aufgabe unseres Ressorts damit fürs erste erledigt ist. Nach unserer Überzeugung gibt es sich unter den Hausbesetzern etwa 10 bis 12, die wirklich dringend auf eine Wohnung angewiesen sind. Ihnen können wir jetzt ein Angebot machen.“

Noch in der Nacht zum Montag waren die Hausbesetzer von dem Kompromißangebot informiert worden und hatten nach langer Debatte im Hausbesetzer-Plenum entschieden: Angenommen. Allerdings: Das Nawatzki-Haus soll erst geräumt werden, wenn dem Angebot der Behörde auch konkrete Umsetzungsschritte folgen.

Alles andere als abgeschrieben ist für die Besetzer damit allerdings ihr zweites Ziel neben der Forderung nach preiswertem Wohnraum in Bremen Nord: ein unabhängiges Kulturzentrum. Im Prinzip erkennt auch Ortsamtsleiter Kammeyer an: „Nach dem das Fährhaus vor wenigen Monaten geschlossen wurde, fehlt Bremen-Nord ein Platz, an dem sich junge Leute treffen und unabhängige Kulturprojekte stattfinden können.“ Allerdings, so Kammeyer, werde sich die Suche nach einem geeigneten, öffentlichen Gebäude vermutlich schwierig gestalten. Auch für den Unterhalt müßte Personal und Sachmittel bewilligt werden. Kammeyer: „Wir arbeiten dran.“

Keine Stellungnahme zu dem Kompromiß war gestern vom Bremer Vulkan zu bekommen. Ein Antrag der Werftleitung auf Erteilung einer Räumungsverfügung läuft nach wie vor.

K.S.