Haus für Lesben und Schwule

■ Berliner Initiativgruppe erinnert Gleichstellungsbeauftragte an den Beschluß in der Koalitionsvereinbarung des Magistrats / Das Geld aber fehlt

Berlin. „Ein Lesben- und Schwulenhaus wird eingerichtet.“ Auf diese Formel wurde in der Koalitionsvereinbarung für den Berliner Magistrat die Forderung eingedampft, für die sich eine schwul-lesbische Initiativgruppe seit Angang des Jahres stark macht. Unterm Dach einer „zentralen Begegnungsstätte“ sollen eine Galerie, eine Bibliothek mit Archiv, eine Buchhandlung, ein Cafe, eine Krisenanlaufstelle mit Übernachtungsmöglichkeit sowie Büro- und Arbeitsgruppenräume untergebracht werden. Ein freier Trägerverein, finanziert aus öffentlichen Geldern, soll die Verantwortung für die Einrichtung übernehmen.

Am Berliner Runden Tisch war diese Forderung bereits am 1. März für gut befunden worden. Also erging an den Magistrat die Bitte, den Lesben und Schwulen bei ihrer Suche nach einem geeigneten Haus behilflich zu sein. Die Empfehlung fand auch Eingang in die Koalitionsvereinbarung, ist aber seitdem irgendwo im Behördenapparat versackt.

Deswegen wurde gestern die Initiativgruppe Schwulen- und Lesbenhaus Berlin erneut initiativ: Mensch traf sich mit der Gleichstellungsbeauftragten des Berliner Magistrats, Eva Kunz, um das Anliegen zu befördern. Die Gleichstellungsbeauftragte ist nämlich per Magistratsbeschluß damit beauftragt, gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen vorzugehen und deren „Emanzipation und Integration (zu) fördern“. Eine Aufgabe, die sie auch gerne übernehmen möchte - theoretisch zumindest. Denn finanziell sieht es mit ihrem Haushalt mau aus. Die 450.000 DM, mit denen sie bis Ende dieses Jahres auskommen muß, sind schon weitgehend verplant.

Das projektierte Schwulen- und Lesbenreferat, das nach seinem Westberliner Vorbild arbeiten soll, wird sich daher auch (zunächst?) mit einer halben Planstelle begnügen müssen. Eva Kunz versprach aber, sich im Gespräch mit dem OB für das Begegnungszentrum einzusetzen und nach einem geeigneten Objekt Ausschau zu halten. Die Lesben und Schwulen wollen darauf drängen, daß ihr Projekt durch einen Magistratsbeschluß noch dieses Jahr abgesegnet wird - bevor der Westberliner Senat die ganze Stadt übernimmt.

uhe