Droht Rummelsburg eine Giftgaswolke?

Ost-Berlin. Der Streit um das Heizkraftwerk Rummelsburg ist fürs erste vertagt. Bis Ende Oktober soll die EVAG, die Nachfolgegesellschaft des Ostberliner Energiekombinats, eine Störfallanalyse vorlegen. Auf diesem Weg will Umweltstadtrat Brandt (SPD) klären, welche Gefahren von dem flüssigen Schwefeldioxid ausgehen, das bei der Rauchgasentschwefelung in Rummelsburg anfällt. Der Stadtrat fürchtet Unfälle auf dem Kraftwerksgelände, bei denen das Schwefeldioxid als giftige Gaswolke freigesetzt werden könnte. Im Umkreis von einem Kilometer sei dann „mit bleibenden Schädigungen bis zum Tode“ zu rechnen, sagte Brandt gestern nach einem Gespräch mit EVAG-Verantwortlichen.

Ludwig Siegel vom EVAG-Vorstand schloß dagegen gestern „Störfälle erst mal aus“. Vorerst liege die umstrittene Rauchgasreinigungsanlage (REA) wegen einiger kleinerer Mängel ohnehin still. Per Ausnahmegenehmigung erlaubte Brandt gestern dem Kraftwerksbetreiber, auch ohne die REA einen der zwei Braunkohlekessel weiterzubetreiben. Zum Ausgleich darf die EVAG nur eine der vier Gas-Öl-Turbinen unter Dampf halten, die in Rummelsburg neben den zwei Braunkohleblöcken stehen. Die EVAG könne die „ökonomischen Auswirkungen“ sonst nicht tragen, begründete Siegel den Kompromiß. Erdgas sei in der DDR immer noch fünfmal teurer als die heimische Braunkohle.

In Brandts Augen gibt es aber nach wie vor keine regelrechte Genehmigung der Rauchgas-Reinigungsanlage. Fehlende Unterlagen soll die EVAG bis zum 20. Juli nachreichen. Siegel räumte ein, daß die Staatliche Umweltinspektion (StUi) an den letzten Probeläufen der REA nicht beteiligt wurde. Das sei aber nur „aus Versehen“ versäumt worden.

hmt